Die Ausstellung Was weitergeht blickt auf Kontinuitäten, die alltägliche Erfahrungswelten prägen, über die sich Institutionen, soziale Strukturen und Machtverhältnisse stabilisieren und reproduzieren. Die Veranstaltung, die im Rahmen der Ausstellung stattfindet, beschäftigt sich mit kolonialen Kontinuitäten und dem Begriff der Dekolonisierung. Im ersten Teil der Veranstaltung wird Dr. Ercüment Çelik, Vertretungsprofessor am Institut für Soziologie der Universität Freiburg, die Forschungsinitiative De/Coloniality Now der Universität Freiburg vorstellen. Im zweiten Teil sprechen Ercüment Çelik und Heinrich Dietz (Direktor des Kunstverein Freiburg) mit dem Künstler Hemansingh Lutchmun über seine Videoarbeit Can you take care of my plants when I’m away. (2025).

Die multidisziplinäre Initiative De/Coloniality Now untersucht Auswirkungen der Kolonialität auf die heutige Welt. Sie versucht zu verstehen, wie Menschen und Institutionen in allen Regionen der Welt, einschließlich unserer eigenen, sich an das Erbe des Kolonialismus erinnern, es aufrechterhalten und anfechten, wobei der Schwerpunkt auf der Gegenwart (dem „Jetzt“) liegt. Der Kolonialismus übersetzte administrative Hierarchien in eine rassifizierte/ethnische Arbeitsteilung zwischen Individuen und Weltregionen. Es ist das Fortbestehen dieser hierarchischen Logik, die Kolonialität ausmacht. Kolonialität prägt auch heute noch globale wirtschaftliche, politische, kulturelle und epistemische Asymmetrien, während sie mit dekolonialen Gegenströmungen und Widerständen sowie mit Prozessen der Hybridisierung und Kreolisierung koexistiert. Dr. Ercüment Çelik ist Scientific Coordinator der Initiative.

Hemansingh Lutchmun beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Gegebenheiten im Zusammenhang mit Arbeit, Ausbeutung und Entwurzelung. Sein Video Can you take care of my plants when I’m away. (2025) wurde im Garten des Kolonialhauses Chateau de Labourdonnais aufgenommen, das Mitte des 19. Jh. auf einer Zuckerrohrplantage auf Mauritius errichtet wurde. Bis heute im Familienbesitz, ist das Chateau mittlerweile ein Museum und beliebtes Ausflugsziel für überwiegend europäische Tourist*innen. Entlang sozialer und historischer Koordinaten des Ortes, geht Lutchmun in dem Video der eigenen Familiengeschichte nach. Während in den Bildfolgen vor allem Arbeiter*innen bei der Pflege des weitläufigen Gartens zu sehen sind, gibt die Tonspur ein Gespräch zwischen dem Künstler und seiner Mutter wieder, die in einer Klinik auf dem Anwesen arbeitet. Zunächst sprechen sie über hinduistische Rituale, die in der Familie nur noch lückenhaft überliefert sind, und dann über Reinkarnation, die sich als ein zyklisches System der Wiederholung und Wiederkehr verstehen lässt. Schließlich befragt Lutchmun seine Mutter über Verhältnisse von Klasse und Rasse, über gesellschaftliche Zugänge und Barrieren an ihrem Arbeitsort.

Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
 

Vorstellung der Initiative De/Coloniality Now der Universität Freiburg mit Ercüment Çelik, anschließend Künstlergespräch mit Hemansingh Lutchmun
Organization

Was weitergeht | Clémentine Adou, Kevin Jerome Everson, Hemansingh Lutchmun | Kunstverein Freiburg