PM 25.10.2019: Nachttanzdemo endet mit Besetzung der Kronenstraße 21
Die seit langem angekündigte Nachttanzdemo unter dem Motto „Raven gegen Rechtsruck und Repressionen“ am 25.10.2019 endete gegen 21.30 Uhr mit der Besetzung eines Hauses in der Kronenstraße.
Nachdem über 1000 Demonstrierende feiernd und tanzend durch die Freiburger Innenstadt gezogen waren, um ein Zeichen gegen die geplante Verschärfung der Polizeigesetze in Baden-Württemberg zu setzen, versammelte sich diese vor und in der Kronenstraße 21. Mit dieser Aktion setzen sie das Thema der Demonstration mit den Squatting Days in Bezug. Die Besetzer*innen waren in den letzten Tagen vom restriktiven Umgang der Polizei stark betroffen gewesen. Nun wollen sie die Problematik von verfehlter Wohnraumpolitik, Verdrängung und Gentrifizierung am Beispiel dieses Gebäudes auch in der Wiehre kritisierten.
Der Eigentümer Maximilian Kehl hatte das Gebäude im Jahre 2016 geerbt und begann in Folge dessen die Mietparteien mit verschiedensten Methoden zum Auszug zu zwingen. Laut Aussage ehemaliger Mieter*innen schikanierte er diese mit Observierungen, Drohbriefen und Abmahnungen, aufgrund im Hausflur stehender Schuhe. Die erfolgslos gebliebene Räumungsklage, endete gut drei Jahre später mit einer Abfindung, woraufhin die letzte Mietpartei am 1.5.2019 auszog. So nahm der Rechtsstreit ein Ende. Seither steht das Gebäude leer.
Laut Angaben einer entmieteten Person, plant der Eigentümer auch den Kauf und ein ähnliches Vorgehen beim Nachbargebäude. Vermutlich möchte Maximilian Kehl neben der Bebauung des Innenhofes auch luxussanieren lassen. Eventuell sollen auch Büroräume entstehen.
Maximialian Kehl ist Geschäftsführer von sechs Firmen in Breisach, welche verschiedenste Bereiche umschließen – von der Autowaschanlage bis zur Vermögensberatung. „Es scheint, als ob er auch mit Wohnraum ein Geschäft wittert und auch keinen Halt davor macht, aus den Grundbedürfnissen anderer Menschen Profit zu schlagen“ so Nadim Lange Aktivist von den Squatting Days.
Doch Maximilian Kehl und seine Machenschaften sind kein Einzelfall. Entmietung, Verdrängung oder die Zweckentfremdung von Wohnraum zu Bürogebäuden sind ein verbreitetes Phänomen, welches die Wohnraumproblematik in Freiburg, aber auch an anderen Orten, immer weiter anfeuert, anstatt sie zu beheben. Luxussanierter Wohnraum bietet meist weniger Menschen Platz und viele Menschen, „die, die Stadt eigentlich ausmachen und gestalten, finden in der Innenstadt keinen Wohnraum mehr oder können sich die Mieten nicht leisten“, so eine Demonstrantin vor Ort. Dieses Problem tritt gerade in Gebieten rund um die Freiburger Innenstadt wie dem hippen Stühlinger häufig auf und wird Gentrifizierung genannt.
„Wir sehen es als strukturelles Problem, dass einzelne Personen über so viel Besitz verfügen, der für andere Menschen essenziell ist. Wohnraum ist keine Ware und sollte nicht als solche gehandelt werden“, so Anna-Lena Franke von der Kampagne „Wohnraum Gestalten“.
Zuvor hatten die Demonstrant*innen gegen zunehmende Repression in Form neuer Polizeigesetze protestiert und sich gegen den aktuellen Rechtsruck in Gesellschaft und Politik gewandt. Damit wurde ein antifaschistischer, antirassistischer und antiautoritärer Widerstand ab 18 Uhr bunt und laut auf die Straße getragen.
Wie an den zwei bisherigen Räumungen von Besetzungen diese Woche zu sehen war, sind die beiden Themenfelder eng miteinander verknüpft. „Die Polizei verteidigt mit allen Mitteln das Eigentum weniger gegen die Bedürfnisse vieler! Gerade die massiven Überwachungs- und Disziplinierungsmaßnahmen der neuen Polizeigesetze kriminalisieren solch gerechtfertigten Protest, wie beispielweise bezüglich der Wohnraumfrage“, so der Aktivist Nadim Lange.
Die Aktion folgt zwei vorherigen Besetzungen zu Beginn der Woche im Rahmen der Squatting Days.