Der Fangschuß
Mit Vortrag von Prof. Dr. Jörn Leonhard
Regie: Volker Schlöndorff Buch: Jutta Brückner, Margarethe von Trotta, Geneviève Dormann Kamera: Igor Luther Musik: Stanley Myers Darsteller: Margarethe von Trotta, Matthias Habich, Rüdiger Kirsch - stein, Mathieu Carrière, Valeska Gert Produktion: D/F, 1976 Länge: 97 min. Fassung: Blu-ray, Dt. OV
Eröffnet wird der Abend durch einen Vortrag von Prof. Dr. Jörn Leonhard. Leonhard ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neuste Geschichte Westeuropas in Freiburg und hat mit „Der überforderte Frieden“ im Herbst ein umfassendes Werk zum Ende des Ersten Weltkrieges vorgelegt. Anschließend zeigen wir den Film: 1918 Das Baltikum am Ende des Ersten Weltkriegs. Während an der Westfront die Waffen schweigen, tobt im Osten der Russische Bürgerkrieg, in dem die Kräfte von Royalisten und Bürgerliche (die „Weißen“) gegen die Rote Armee der Bolschewiki kämpfen. Unter den Kämpfern der Weißen befindet sich auch der ehemalige deutsche Offizier Erich von Lhomond (MH), der mit seinem Freikorps das Schloss seines Freundes Konrad von Reval (RK) gegen die Rote Armee verteidigen soll. Erschwert wird ihm die Aufgabe dadurch, dass Konrads Schwester Sophie (MvT) sich nicht nur in ihn verliebt, sondern zugleich mit den Bolschewiki sympathisiert... Die Angst vor dem Vormarsch des Kommunismus prägte viele Gesellschaften am Ende des Ersten Weltkriegs. Nach den Jahren der Armut und Entsagung fürchteten viele, dass die Bevölkerungen der Entsagung überdrüssig werden und nach dem Vorbild Russlands eine Revolution anzetteln könnten. Schlöndorff kondensiert dieses Motiv in Sophie, die sich schnell als die eigentliche Hauptfigur entpuppt: Sie ist zerrissen zwischen ihrer Herkunft aus dem preußischen Adel und den Lehren der Bolschewiki, die von ihrem Umfeld gewaltsam bekämpft werden. Eine dichte Milieustudie, die zeigt, wie vier Jahre Krieg die Menschen an den Einsatz von Gewalt gewöhnt haben.