Während im 17. und 18. Jahrhundert in Teilen Europas und der USA Menschenrechte erklärt wurden, war zur gleichen Zeit die Kolonialisierung der Welt durch eben diese Europäer auf seinem Höhepunkt. Damit auch verbunden der s.g. transatlantische Sklavenhandel, bei dem weit mehr als 12 Millionen Menschen afrikanischer Herkunft versklavt und in die Amerikas verkauft wurden. Für diese Menschen galten die Menschenrechte nicht. Warum? Weil sie als Gegenentwurf zum damals festgelegten Idealtypus Mensch (weiß, christlich, frei, männlich) dargestellt wurden und mit Attributen wie „unmenschlich“ oder „unzivilisiert“ versehen wurden, was wiederum gut als Rechtfertigung für deren Unterwerfung, Ausbeutung oder Ermordung herangezogen werden konnte. Noch heute hat das Sprechen über Menschenrechte in s.g. westlichen Staaten Konjunktur und auch die heutigen Diskussionen verdeutlichen die Kolonialität in der Vorstellung von Menschsein und damit verbundenem Wert. Wie wäre eine Welt, in der Mensch Sein bedingungslos angenommen würde und was müsste sich dafür verändern?
Isabelle Ihring ist Professorin für Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Zu ihren Forschungsthemen gehören die Analyse (globaler) Ungleichheitsverhältnisse mit besonderem Blick auf kolonialen Kontinuitäten in Afrikanischen Regionen, Rassismus aus postkolonialer und intersektionaler Perspektive und die Auseinandersetzung mit dekolonialen Praktiken. Sie engagiert sich außerdem in unterschiedlichen Praxisprojekten zu Themen rund um Rassismus und Kolonialismus.
Mit dem Tischgespräch, einem neuen Format, das als Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellungen des Kunstvereins angelegt ist, werden schwerpunkthaft Inhalte, Themen und Kontexte der gezeigten künstlerischen Arbeiten zugänglich gemacht, befragt und erweitert: Die Ausstellung ist Anlass, Fragen zu stellen und was als gesetzt gilt, anzweifeln zu dürfen, Begegnung, Denkanstoß sowie Teilhabe zu erzeugen und gemeinsames Verlernen zu erproben.
In der Ausstellungshalle wird eine Arbeitsstation geschaffen und Expert*innen und Kollektive aus unterschiedlichsten Bereichen eingeladen, um gemeinsam mit den Teilnehmer*innen gesellschaftspolitische Fragestellungen über die Ausstellung und den Ausstellungsraum hinaus zu verhandeln. Themen, die die aktuelle Ausstellung Was weitergeht (05.04.–18.05.2025) aufwirft, sollen in den kommenden Wochen an drei Terminen weitergedacht und die Verstrickungen der Ausstellungsbesucher*innen und des Ausstellungskontexts thematisiert werden.
Die Teilnahme ist kostenfrei.