Gezeigt werden zwei Kurzfilme studentischer Filmschaffender: DOR (LONGING) und Leisure Time. Im Anschluss wird jeweils ein Filngespräch stattfinden.
DOR (LONGING)
Jannes Callens, Belgium / Romania, 2021, 52 min
Ein junger Mann kehrt in seine rumänische Heimat zurück, um als Schafhirte neu anzufangen. DOR (LONGING) bewegt sich im gleichen Tempo wie eine Weideüberquerung, zwischen Bewegung, Innehalten und Kontemplation. Eindringliche Bilder des Hirtenberufes mischen sich mit existenziellen Überlegungen. Der Hirte ist zugleich Graffiti-Künstler und Amateur-Tätowierer. Wie kann man eine Herde führen, wenn man selbst ein wenig verloren ist?
(Visions du Réel 2022)
LEISURE TIME
Adam Paaske, Dänemark, 2022, 30 min
Ein Teenager in einem Hallenbad, zwei ältere Schwestern, die von der Bedienungsfreundlichkeit eines Fernsehgerät verwirrt sind, eine Gruppe betrunkener Freunde, die sich einer riskanten Dartpartie hingeben, ein Mann in Unterhosen, der sich für Virtual Reality begeistert und eine Frau mit einem nervösen Shih Tzu. Adam Paanske ethnografische Komödie porträtiert Menschen in einem “sommerhus” - einer beliebten dänischen Sommerresidenz bei ihrer Freizeitgestaltung.
Das Debut des dänischen Anthropologen Adam Paanske ist eine seriös-komische und zugleich liebevolle Beobachtung des Alltäglichen, die zugleich eine existenzielle Frage aufwirft: Wie verbringen wir die Zeit, die uns gegeben ist?
19:30 YOON (Filmvorstellung im Rahmen des Freiburger Filmforum)
Der Pass des Senegalese Mbaye ist voller Stempel. Seine Familie lebt in Portugal, er mehr im Auto als zuhause. Mbaye sichert den Kurierdienst zwischen den Kontinenten. Regelmäßig fährt er von Lissabon nach Dakar und zurück, den zwei Orten, die er als Heimat bezeichnet. Das sind 4.000 Kilometer mit einem alten Peugeot 504 vollbepackt bis unters Dach, mit Gütern und Aufträgen von Familie und Bekannten aus der entfernten Diaspora.
Die Kamera ist sein Beifahrer, sie schaut und hört vor allem zu. Mehr als mit dem Lenkrad ist der Fahrer mit dem Handy beschäftigt. Es herrscht ständiger Funkkontakt, mit der Familie, und seine „Kunden“ melden weitere Wünsche und Fragen an. Wenn all die Waren und Geschenke die Kundschaft erreicht haben geht es zurück mit einer Ladung afrikanischer Masken. Am Ende liegen sie ausgebreitet auf einem Tuch auf einem portugiesischen Markt, als verkörperten sie die zahllosen Stimmen im Film: „Yes, I’m fine, all good back here, we’ll stay in touch.“ Mbaye hat seinen Auftrag im migrantischen Netzwerk erfüllt.
PEDRO FIGUEIREDO, geboren 1984, ist ein portugiesischer Filmemacher, Anthropologe und Architekt. Sein berufliches und kreatives Schaffen konzentriert sich auf Grenzen, erzwungene Vertreibung und soziale und räumliche Segregation. Er hat Kurzfilme wie CURUPIRA (2016), BULWARK (2016), WITHERING REFUGE (2020) oder SIZIGIA (2021) gedreht.
RICARDO FALCÃO, geboren 1980, ist Filmemacher und Anthropologe. Seit 2007 konzentriert er sich in seiner Arbeit auf den Senegal, ein Land, in dem er lange Zeit ethnografische Studien durchgeführt hat. Die Ethnografie steht bei ihm im Mittelpunkt. Seine erste Erfahrung mit dem Film war der ethnografische Dokumentarfilm WALO WALO im Jahr 2009.
Mehr Infos: https://www.freiburger-filmforum.de/calendar/17-05/?sdtid=11136#11136