Die Russische Oktoberrevolution wirkte auf die Linke weltweit wie ein Fanal. Wie auch immer man zum jakobinischen Marxismus der Bolschewiki stehen mochte, so waren sie doch die ersten, die die gesamte Gesellschaft nach kommunistischen Ideen umzugestalten versuchten. Dazu gehörten allen voran die Verstaatlichung des Privateigentums an Produktionsmitteln und die Einführung der Planwirtschaft. Auch in Deutschland blickten Linke mit großem Interesse auf das sowjetische Experiment. Einer von ihnen, Friedrich Pollock (18941970), Mitbegründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, machte sich 1927 sogar auf eine Forschungsreise nach Moskau, um die Fortschritte der Planwirtschaft aus der Nähe zu begutachten. Er war überzeugt davon, dass der liberale Kapitalismus in einer tiefgreifenden Krise steckte, die er mit den ihm eigenen Funktionen nicht mehr lösen konnte. Sein Resümee fiel eher nüchtern aus – und doch glaubte er, aus dem russischen Beispiel lernen zu können, wie es in Zukunft besser gemacht werden könnte. Die Haltung Pollocks zur Sowjetunion wurde nach dem Tod Lenins immer kritischer und schließlich offen feindselig, aber an der Notwendigkeit der Planwirtschaft hielt er bis zuletzt fest.
Ein Gespräch mit Philipp Lenhard (München), Herausgeber der Gesammelten Schriften Pollocks, anlässlich des Erscheinens des zweiten Bandes im ça ira Verlag.
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