In ihren aufmerksamkeiterregenden Aktionen greifen die rechtsextremen „Identitären“ nicht selten auch geschlechterpolitische Themen auf. So entrollten sie im Novenber 2016 beispielsweise auf dem Balkon der Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin ein Transparent mit der Aufschrift „Ihr habt unsere Frauen längst vergessen“, darüber das Wort „Frauenrechte“ durchgestrichen, „Multikulti und Masseneinwanderung“ jedoch markiert. Dabei zeigt sich, dass seitens der „Identitären“ einerseits Frauen*rechte instrumentalisiert und mit einer rassistischen Logik versehen werden. Andererseits werfen sie „den Linken“ vor, nicht nur mit „Multikulti“ sondern auch in Bezug auf die Pluralisierung von geschlechtlichen Identitäten „Gleichmacherei“ zu betreiben. In ihrer Berufung auf vermeintlich „natürliche“ Vorstellungen von Heterosexualität und (komplementär und hierarchisch gedachte) Zweigeschlechtlichkeit zeigt sich sehr deutlich, dass hinter der vermeintlich modernisierten Variante des Rechtsextremismus alt bekannte sexistische und antifeministische Denkmuster stehen, die sich kaum vom klassischen Rechtsextremismus unterscheiden. In einem Vortrag mit anschließender Diskussion werden die Geschichte der „Identitären“ im deutschsprachigen Kontext sowie ihre Ideologien nachgezeichnet und dabei der in den Reihen der „Identitären“ kultivierte Antifeminismus und Sexismus, die damit verbundenen Geschlechterbilder sowie die Beteiligung von Frauen* ins Zentrum der Analyse gerückt. Zur Person: Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin und Mitglied der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit ( www.fipu.at ) sowie des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus ( www.frauen-und-rechtsextremismus.de/cms/ ). Im Herbst 2017 erscheint der von ihr mitherausgebene Sammelband „Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ‚Identitären‘“.
Geschlechterpolitiken, Antifeminismus und Homofeindlichkeit im Denken der ,Identitären'. Vortragende: Judith Götz
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