Theaterkollektiv RaumZeit
Zum bereits dritten Mal ist das queer-feministische Kollektiv aus Freiburg im Slow Club zu Gast – selbstverständlich mit einem neuen Stück: TRÄNE IM KNOPFLOCH
Das Genre der „Herrendarstellerinnen“ hatte im Viktorianischen England um die Jahrhundertwende einen Höhepunkt mit den Ballroom Stars.
Diese frühen Crossdresser*innen aus den Zwischenbereichen der Pantomime-Kunst, Burleskeshows und dem frühen Genre der „Comic Actors“ haben einen bestimmten Stil der Unterhaltung entwickelt, der einerseits die frivole Konsumhaltung des Publikums bediente und andererseits subversiv politisch agierte, in dem Vormachtstellungen der männlichen Genderrollen lustvoll aufgebrochen oder persifliert wurden.
Die Texte der Lieder handelten von der schnellen Liebe der Matrosen, waren Schlachtlieder aus dem ersten Weltkrieg und es gab sozialkritische Lieder über die Nöte der Arbeiterschicht gesungen aus der Perspektive eines „Workingclass Child“.
Natürlich war als Rolle des „Male Impersonators“ der Dandy ein beliebter Typ, es gab den untreuen „Bad Boy“ und den „Principal Boy“, der im klassischen Theater dieser Epoche regelmäßig von jungen Frauen gespielt wurde, ebenso wie Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen wird.
Mal im Anzug, mal in Boxershorts oder Abendkleid erweckt Nic* Reitzenstein das Genre „Herrendarsteller*in“ in einem zeitgenössischen Antlitz zu neuem Leben.
Angelehnt an die Verwandlungen von Virginia Wolfs „Orlando“ spaziert sie als genderfluides Subjekt durch Raum und Zeit.
In szenisch gespielten Theatertexten nimmt sie_er auch mit Liedern kritisch, selbstironisch, mal mit Humor Bezug auf politische Ereignisse und gesellschaftliche Veränderungen.
Das Gedicht „Urfrühling“ von Else Lasker-Schüler, in dem die Protagonst*in mit „Knabenlippen“ über die Liebe sinniert kann übergehen in die Stimmung von Jackie Kays Jazztrompeter Joss Moody im London der 1960er, dessen biologische Weiblichkeit erst nach seinem Tod 1989 bekannt wurde.
In allen Verwandlungen steht die Erschaffung einer Figur im Vordergrund, die die Zwänge binärer Geschlechtergrenzen immer wieder aufs Neue sprengt: Es entsteht ein Bühnencharakter, der im konventionellen Mainstream-Theater nicht existiert.
Dieses vergessene und in Deutschland nicht zur Blüte gekommene Genre wird neu interpretiert und soll salonfähig gemacht werden.
Neben von Jenny Warnecke geschriebenen Theatertexten kommen weitere Liedgenres wie Chanson und heutiger Sprechgesang zum Einsatz.
Aktuell zum 100jährigen Jubiläum des Frauenstimmrechts wird Nic* Reitzenstein Bilanz ziehen und weitere Entwicklungen der letzten 100 Jahre bis zur Eintragung des 3. Geschlechts im Personalausweis kommentieren.
Mit dabei ist eine Band aus Freiburger Musiker*innen, die eigene Arrangements spielt. Der Musiker Burkhard Finckh aka Burk Hard Funk wird für die musikalische Leitung und Komposition Feder und Taktstock spitzen.
Weitere Informationen:
https://theaterkollektiv-raumzeit.de
Aftershow
von FemBPM
Finissage
der Kunstausstellung von Sévérine Kpoti photographie und Piera Moreau
// Salon Riot is a feminist cultural event series that is part of and takes place at Slow Club Freiburg since 2018.
// Salon Riot wants to put its main focus on female* arts´n´culture to support mainly female* Bands, DJanes* and Artists*.
// Salon Riot shall be a place for networking outside the heteronormative mainstream in night life and culture.
// Salon Riot celebrates Ladypower and the ideas of the 90´s Riot Grrrl Movement for more equality and a better representation of women* in culture.
// Salon Riot is an open event for all gender and wants to create a night life outside any gender roles´n´codes and as a safe space party for everybody.
Eintritt: € 11 | € 9 (für Mitglieder)