Es gibt wenige cineastische Momente, in denen Krankheiten zum Thema gemacht werden. Sei es Hollywood oder Independent Cinema – nur ganz wenige Filmstudios und Filmemacher nehmen sich dieser Sache an und entwerfen Werke, die im Endeffekt mehr als nur Filme sind. So auch bei der allseits diskutierten Krankheit AIDS.
Es ist eine Krankheit, die in vielen Ländernauf dieser Welt verbreitet ist. Beim Geschlechtsverkehr oder durch direkten Kontakt mit Blut kann man sich mit diesem tödlichen Virus infizieren. Wenn man damals in den 1980er und 1990er Jahren, also in der Zeit, als das HI-Virus ausbrach, positiv getestet wurde, wusste man ganz schnell, dass man nicht mehr lange zu leben hatte. Viele bekannte Menschen sind bereits durch diese Krankheit ums Leben gekommen und es kann jeden von uns erwischen.
Es ist ein Thema, welches selten in Filmen vorkommt, jedoch auch heutzutage nicht außer Acht gelassen werden sollte. Schauspieler nehmen sich dann mehrere Monate vor Beginn der Dreharbeiten Zeit, um sich ausführlich mit AIDS-Infizierten zu unterhalten und sich somit noch besser in die Rolle der betroffenen Person hineinversetzen zu können. Manche Regisseure drehen sogar wirklich mit Menschen, die HIV-positiv getestet sind, um den Film authentischer zu machen. Ob dies dann erfolgreich ist und gut ankommt, bleibt dem Publikum überlassen. Vielen fehlt der Mut, dieses Thema cineastisch anzupacken und nur wenige trauen sich, sich zu dieser Krankheit bekennen. Bei diesen Menschen liegt die Befürchtung nahe, aufgrund ihres Outings ihren Beruf und damit ihre finanzielle Existenz aufs Spiel zu setzen. Die Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV-positiven Menschen ist nicht nur ein Hirngespinst der Betroffenen, sondern es hat einen realen Hintergrund, gerade angesichts der in vielen Filmen dargestellten Situation in den 1980er und 1990er Jahren. Für viele dieser Patienten gab es wenig bis gar keine Therapien gegen das HI-Virus. Die damalige Situation, in der auch viele AIDS-Patienten um jeden Preis versuchten, an Medikamente zu kommen, deren Wirkung fraglich war, ist vielfach zum Gegenstand von literarischen und filmischen Bearbeitungen geworden.
Der Eröffnungsfilm 120 BPM handelt von der Gruppe ACT UP Paris, die sich sowohl für AIDS- Patienten, als auch die schnelle Beschaffung von Medikamenten gegen AIDS einsetzt und der jedes Mittel recht ist, um Aufmerksamkeit der Pharma-Unternehmen zu bekommen. Im zweiten Film Philadelphia geht es um die Thematik der Existenzangst durch AIDS, in diesem Falle dargestellt durch einen homosexuellen Anwalt, der sich aufgrund seiner Erkrankung Sorgen um seine berufliche Zukunft macht und dabei mit Hilfe eines anderen Anwalts dagegen kämpft, gekündigt zu werden. Im dritten Streifen Wilde Nächte geht es um die wahre Geschichte des Regisseurs Cyril Collard, der sich in den 1980er Jahren zu seiner Bisexualität und Infektion mit dem HI-Virus bekennt. Der letzte Film dieser Reihe ist Memory Books, eine deutsch-schweizerische Dokumentation über AIDS-kranke Frauen in Uganda, die Tagebuch führen, um somit ihren Kindern nach ihrem Tod in Erinnerung zu bleiben. Alle vier Filme sind vor allem eins: lebensbejahend! Sie wollen uns klar sagen: „Wir wollen leben!“ Gerade das macht sie für diese Thematik so besonders wertvoll und sehenswert!