Ausgehend von der Beobachtung, dass das Internet wie kein anderes Medium in der Lage ist, Massen zu mobilisieren, wird die Frage untersucht, inwiefern die in Freuds Massenpsychologie und Ich-Analyse entwickelten Thesen zur Analyse von aktuellen identitätspolitisch motivierten (und vorwiegend im Internet stattfindenden) Kunstdebatten beitragen können. Debatten, die durch ein hohes Maß an Affektivität und Unerbittlichkeit charakterisiert sind – und die Tendenz, abweichende Positionen zu dämonisieren. In weiterer Folge wird die These vertreten, dass – über jene Kunstdebatten hinaus – immer absurdere gesellschaftliche und politische Diskurse immer banalere Gegendiskurse provozieren. Und der Frage nachgegangen, ob der Freud’sche Text zum besseren Verständnis auch dieser Phänomene beizutragen vermag.
Es spricht Sama Maani, der nach dem Studium der Medizin und Philosophie und der Tätigkeit als Nervenarzt und Psychoanalytiker als freier Schriftsteller in Wien lebt. Er publizierte unter anderem die Romane Ungläubig (2014)) und Zizek in Teheran (2021) sowie die Essaybände Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht. Sechs Essays (2015) und Warum ich über den Islam nicht mehr rede (2022), alle im Drava Verlag erschienen.