Am 15. Dezember 1920 in Tunis in eine jüdisch-berberische Handwerkerfamilie geboren und am 22. Mai 2020 in Paris verstorben, war Albert Memmi Zeuge wie Zeitgenosse des von Krisen und Transformationen welthistorischen Ausmaßes und unvorstellbarer Gewalt geprägten 20.sten Jahrhunderts. Als Schriftsteller, Soziologe und öffentlicher Intellektueller hat Memmi versucht, die gesellschaftliche Bedeutung dieser Erfahrung in ihrer ganzen Ambivalenz zu erfassen. Koloniale Herrschaft und nationale Befreiung, Rassismus und Antisemitismus, Herrschaft und Dominanz, Abhängigkeit und Austausch, Exil und Migration sind nur einige seiner Themen. Zu Memmis zahlreichen Schriften gehören der Roman Die Salzsäule (1953), der antikoloniale Klassiker Der Kolonisator und der Kolonisierte. Zwei Porträts (1957), Rassismus (1982) und Porträt des Entkolonisierten(2004). Der Vortrag anlässlich seines 102. Geburtstags erkundet das in Deutschland wenig beachtete Werk und das Leben des Autors.
Es spricht Florian Hessel, Sozialwissenschaftler sowie Publizist. Er ist als Referent in der politischen Bildung und Antisemitismusprävention tätig und Gründungsmitglied von Bagrut e.V., Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins.