Die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung und die Abwehr der NS-Vergangenheit.
Durch die antiautoritäre Studierendenbewegung der Sechziger Jahre kommen dissidente Strömungen des Marxismus, wie die Kritische Theorie in der Bundesrepublik zum ersten Mal praktisch zur Geltung. An Adorno, Horkheimer und Marcuse orientierte studentische TheoretikerInnen schaffen es Mitte der sechziger Jahre kurzzeitig im heterogenen „Sozialistischen Deutschen Studentenbund“ (SDS) die Oberhand zu gewinnen und die traditionslinke Strömung zurückzudrängen. Eines der wichtigsten Themen der studentischen AktivistInnen ist dabei die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen deutschen Vergangenheit. Doch dieser Zustand ist nur von kurzer Dauer, denn schon auf dem Höhepunkt des studentischen Protestes entstehen aus der antiautoritären Bewegung heraus neoleninistische Strömungen, die die Kritische Theorie als vermeintlich „kleinbürgerlich“ zurückweisen. Die daraus folgende „schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung“ und die Konstitution der mao-stalinistischen K-Gruppen bedeutet dann die endgültige Abkehr eines großen Teils der Protestbewegung von antiautoritär-emanzipatorischen Positionen. Einher damit geht eine Abkehr von der Beschäftigung mit der deutschen Vergangenheit, die in Teilen in eine Abwehr der Erinnerung und in nationalistische Positionen umschlägt.
Es spricht Jens Benicke, der 2010 im ca ira-Verlag „Von Adorno zu Mao. Über die schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung“ veröffentlicht hat und dieses Jahr im Springer VS Verlag „Die K-Gruppen. Entstehung – Entwicklung – Niedergang“.
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