Der Antisemitismus sei »etwas ganz anderes als eine Denkweise: Er ist
vor allem eine Leidenscha«, ein umfassendes »Engagement der Seele«,
meinte Jean-Paul Sartre und betonte den zutiefst irrationalen Charak-
ter der antisemitischen Regung. Max Horkheimer urteilte, er halte den
Antisemitismus, »trotz der ungeheuren Bedeutung wirtschalicher und
sozialer Tendenzen [...] für ein im Wesentlichen psychologisches Phä-
nomen«. Die schiere Freude, die Ausgelassenheit und Euphorie, die das
antisemitische Morden begleitet, waren auch am . Oktober deut-
lich zu sehen – dem bis dato schlimmsten Massaker an Jüdinnen und
Juden, das es seit dem Holocaust gegeben hat. Sie hat die Mörder der
Hamas mit ihren Claqueuren weltweit vereint. Woher rührt diese Lust
am antisemitischen Wahn?
Die in dem Vortrag vertretene These geht davon aus, dass der Antise-
mitismus vielen, die ihn verinnerlicht haben, einen psychischen Gewinn
verscha. Zunächst wird ein knapper Einblick in die Bedeutung der
Psychoanalyse für die Kritik des Antisemitismus gegeben. Der Schwer-
punkt der Ausführungen liegt darauf, welche Bedeutung der Bezug auf
den pathologischen Narzissmus hierbei hat. Es soll deutlich werden:
Mit der antisemitischen Tat fantasieren und komplettieren die antisemi-
tischen Charaktere ihr grandioses Größenselbst.
Es spricht Thorsten Fuchshuber (Brüssel), Autor von Rackets. Kritische
Theorie der Bandenherrscha (ça ira ). Jüngste Veröffentlichung zum
Vortragsthema: Der Genuss am Judenhass. Über den Zusammenhang von
Antisemitismus und Narzissmus, in: Stephan Grigat (Hg.): Kritik des Anti-
semitismus in der Gegenwart. Erscheinungsformen – Theorien – Bekämpfung
(Nomos ). Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Referat
gegen Antisemitismus (Universität Freiburg) statt.
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