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33% Rock ’n’ Roll 100% Ukraine 100% Auf Empfang

So 29.05.22, 18:00 - 21:30 Uhr // 9,00 € (Normalpreis) / 25,00 € (Spendenticket) Tickets

Benefizveranstaltung für die Nothilfe der Freiburger Partnerstadt Lviv

Genau hinhören, Stimmen erheben – Resonanzräume schaffen: das ist Radio Ukraïna – ein Live-Radio-Format zwischen Kunst und Musik, Kulturaustausch und politischem Diskurs, Literatur und bewegten Bildern. Radio Ukraïna ist die Einladung an unser Publikum, auf Empfang zu gehen und zuzuhören: Stimmen aus einem Land und über ein Land, in dem gerade die Grundwerte der Demokratie auf Leben und Tod verteidigt werden – und über das wir erschreckend wenig Kenntnis haben. Was erzählen uns ukrainische Kulturschaffende, Journalist_innen, Aktivist_innen, Musiker_innen und Autor_innen, was Ukraine-Expert_innen? Welche Macht haben alte und neue Narrative? Wie kann man sich Gehör verschaffen und welche Rolle kann die Kunst in diesem Kontext einnehmen?

Durch den Abend führt der Musiker, DJ, Autor und Radiomoderator Yuriy Gurzhy. Er präsentiert zudem in einem Erzählkonzert Ausschnitte aus seinen Texten in Kombination mit Live-Musik und bewegten Bildern und redet mit der Forscherin und Aktivistin Oleksandra Bienert über Interaktionsräume der Ukraine und Deutschland zwischen Protest, Aufklärung und Rock ’n’ Roll. Die Slawistikprofessorin Dr. Juliane Besters-Dilger unterhält sich mit Journalist Ingo Petz vom Medienprojekt dekoder.org über Wege und Wissen zur Ukraine. Die Sängerin, Komponistin und Pianistin Ganna Gryniva vereint mit Loops und Effekten Ethno-Jazz mit ukrainischer Folklore. Und die Autorin und Journalistin Tanja Maljartschuk liest aus ihrem Werk und spricht im Anschluss mit Slawistikprofessor Dr. Heinrich Kirschbaum über die Macht und Ohnmacht der Worte in den Zeiten großen Unheils.

Wir danken Hanna Hovtvian vom Literaturhaus Freiburg für ihre Anregungen, Impulse und die Übersetzungen vom Ukrainischen ins Deutsche.

Von und mit:

Tanja Maljartschuk ist Autorin und Journalistin, wurde in der Ukraine geboren und lebt in Wien. Sie studierte Philologie an der Universität Iwano-Frankiwsk und arbeitete nach dem Studium als Journalistin in Kiew. Ihr erstes deutschsprachiges Buch ist der 2009 erschienene Erzählband „Neunprozentiger Haushaltsessig“. Danach erschienen ihre Romane „Biografie eines zufälligen Wunders“ und „Von Hasen und anderen Europäern“. Für ihren Text „Frösche im Meer“ erhielt sie 2018 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die Autorin schreibt regelmäßig Kolumnen für Zeit Online und für die Deutsche Welle über die Ukraine. 

Ingo Petz ist Journalist und beim Medienprojekt dekoder.org für Belarus zuständig. Nach dem Studium der Osteuropäischen Geschichte und Slawistik in Köln und Wolgograd volontierte er bei der Kölnischen Rundschau. Als Journalist berichtete er aus Neuseeland, später aus Aserbaidschan. Neben seiner Arbeit als Journalist organisierte er Konzerte und Lesungen für belarussische Musiker_innen und Schriftsteller_innen. In der Ukraine hat er Journalismus unterrichtet und diverse zivilgesellschaftliche Projekte durchgeführt. Er beschäftigt sich als Journalist und Autor seit mehr als 25 Jahren mit Osteuropa. 

Oleksandra Bienert ist Aktivistin und Wissenschaftlerin in Berlin und wurde in der Ukraine geboren. Sie studierte Europäische Ethnologie und Public History und ist Community- und Menschenrechtsaktivistin. Sie ist Mitbegründerin und Koordinatorin von Initiativen wie „PRAVO. Berlin Group for Human Rights in Ukraine“ oder „Euromaidan Wache Berlin“. Derzeit schreibt sie ihre Doktorarbeit zum Thema „Frauenbiografien: Lebenswelten Schriftstellerinnen, Künstlerinnen und weibliche Intellektuelle aus der Ukraine in Berlin der Zwischenkriegszeit“ und arbeitet im Bereich der Stadtentwicklung.

Prof. Dr. Juliane Besters-Dilger ist Slavistin und Romanistin und hat mit ihrer Arbeit „Zur Negation im Russischen und Polnischen“ promoviert. Nach ihrer Habilitation über den russischen Fürsten Andrej M. Kurbskij wurde sie Professorin für russische Sprachwissenschaft an der Universität Wien und später Direktorin des Slavischen Seminars der Universität Freiburg. Bis heute schrieb sie zahlreiche Artikel und Bücher zur ukrainischen Sprache, Sprachpolitik, Sprachsituation und Medienpolitik. Außerdem leitete sie und beteiligte sich bereits an diversen internationale Projekte zur Ukraine.

Heinrich Kirschbaum ist Professor für Slawische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Freiburg mit Fokus auf Russland, Polen, Belarus, Kasachstan und die Ukraine.
Er promovierte zur deutschen Thematik in Ossip Mandelstams Werk und habilitierte nach einer Juniorprofessur an der Humboldt-Universität zu polnisch-russischen (anti)imperialen Spannungen in der Romantik. Nach einer Assistenzprofessur in Basel ist er seit 2019 Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Bei Matthes & Seitz Berlin erscheint demnächst sein neues Buch „Revolution der Geduld. Eine belarussische Bricolage“.

Ganna Gryniva ist Sängerin, Komponistin und Pianistin und ist in der Ukraine und in Deutschland aufgewachsen. In unterschiedlichsten Ensembles vereint sie Jazz mit ukrainischer Folklore, klassischer und experimenteller Musik. Sie studierte Philosophie und später Improvisierten Gesang an der Hochschule für Musik in Weimar. Im Jahr 2020 erschien das Debütalbum ihrer Band Ganna. Im selben Jahr veröffentlichte sie im Label Heartcore for the World die Single „Spivanka“, bei deren Aufnahme Kinder aus der Ukraine mitwirkten. Sie trat bereits unter anderem im Gewandhaus Leipzig und im Kaisersaal Erfurt auf.

Yuriy Gurzhy ist Musiker, DJ, Produzent und Radiomoderator. Er wurde in der Ukraine geboren und kam im Alter von 20 Jahren nach Berlin. Er initiierte Partyreihen wie „Russendisko“ und „Born In UA“ und brachte unter anderem die Compilation „Borsh Division – Future Sound Of Ukraine“ heraus. Seine letzten Alben nahm er in der Ukraine auf: 2020 erschien „The New Donbass Symphony“, die gemeinsam mit Schüler_innen im ukrainischen Donbass entwickelt wurde, sowie „Fokstroty“ im Jahr 2021, mit Texten ukrainischer Autor_innen, die Gurzhy zusammen mit Serhij Zhadan eingespielt und eingesungen hat.

"Ich bin keine Schriftstellerin mehr und werde es vielleicht nie mehr sein können. Wörter erstarren in mir, sie sterben ab, gehen zugrunde mit jeder weiteren Rakete, die meine Welt beschießt und zerfetzt. Werde ich je in der Lage sein, irgendwann wieder an sie zu glauben? Warum auch immer schreibe ich mir stattdessen aus dem Netz zufällig herausgefischte Zitate auf. Bruchstücke von Gesprächen fremder Menschen, die im Augenblick um ihr Leben und die Existenz des Landes kämpfen. Sie sind verzweifelt, euphorisch, ängstlich, wütend, traurig, handlungsbereit – alles in einem. Diese Stimmen werde ich nie vergessen: In Mariupol ist alles zerschossen, auch der Himmel. Blut schmeckt nach Metall. Eine Frau hat eine feind-liche Drohne mit einem Glas konser-vierter Sauergurken abgeschossen."

- Tanja Maljartschuk

Benefizveranstaltung für die Nothilfe der Freiburger Partnerstadt Lviv