Der jahrelange erbitterte und am Ende erfolgreiche Kampf gegen das geplante Atomkraftwerk in Wyhl hatte für viele Menschen im Dreyeckland biografische Konsequenzen. Nichts war mehr so wie vorher. Bauern, Winzer, Landfrauen, Studenten, Linke, Christen, Umweltschützer und viele mehr haben sich in einer gemeinsamen Widerstandsfront zusammengerauft. Eine ganze Region war in Aufruhr geraten und wies mit dem genial-lapidaren „Nai hämmer gsait“ die Landesregierung unter Führung des ehemaligen Nazi-Todesrichters Filbinger in die Schranken. In dieser Breite und in ihrer Widerstandskraft in der Nachkriegszeit bislang einzigartig, ging von dieser regionalen Volksbewegung zu Beginn der Siebziger-Jahre bundesweit höchste Anziehungskraft auf das sich gerade neuformierende linke Spektrum aus. Die anfangs mehrheitlich antiautoritäre 68-er Bewegung hatte sich in zahlreiche höchst unterschiedliche oppositionelle oder sich als revolutionär verstehende Organisationen aufgelöst, die sich untereinander teilweise heftig bekämpften.
Der Einfluss linker Organisationen in diesem Kampf, eine kritische Betrachtung ihrer Praxis und möglicher Lehren daraus, stehen im Mittelpunkt dieser Veranstaltung. Zunächst führt der Film GESCHICHTEN AUS DEM WYHLERWALD (Deutschland 1991 | dt. OF | 85 Min.) von Siggi Held und Bodo Kaiser in das Thema ein. Darin kommen damalige Aktivisten zu Wort und zeichnen ein lebendiges Bild der damals durchaus widersprüchlichen Rolle der Linken. Daran anknüpfend schildert Erich Krieger, damals Vorsitzender der KPD-Bezirk Südbaden, seinen eigenen mehrere Jahre dauernden Lernprozess vom berufsrevolutionären Parteikader mit Führungsanspruch zum solidarischen Mitglied dieser vielschichtigen Volksbewegung. Roland Burkhart, als alemannischer Liedermacher viel besser unter dem Namen „Buki“ bekannt, ist mit von der Partie und verdeutlicht anhand einiger Lieder aus der Zeit deren enorme identitätsstiftende und mobilisierende Wirkung für die gesamte Bewegung.
Diskussion ist an jeder Stelle ausdrücklich erwünscht.