Chile galt lange als das Vorzeigeland Lateinamerikas mit hohen Wirtschaftswachstumszahlen und politischer Stabilität. Seit dem 18. Oktober 2019 erlebt Chile einen historischen Wendepunkt. Die Gesellschaft ist in Aufruhr. Die angestaute Wut, die Arroganz der Eliten und eine tiefgründige Ablehnung des neoliberalen Gesellschaftsmodells der letzten Jahrzehnte bricht sich Bahn und treibt Millionen Menschen auf die Straßen. „Chile despertó“ - Chile ist aufgewacht, lautet eine verbreitete Parole. Sie haben die Nase voll von niedrigen Löhnen und Renten sowie Verschuldungen für ein privatisiertes Gesundheits- und Bildungssystem, das die soziale Kluft nur weiter zementiert.
Das Land erlebt eine der stärksten feministischen Bewegungen weltweit, die sich zu einer tragenden Säule der Proteste erhebt. Die indigene Bewegung, die Jugend und neue soziale Akteur*innen, fern der Parteien und Institutionen, erschüttern die chilenischen Eliten.
Die Protestbewegung hat einen vorläufigen historischen Sieg errungen: Durch ein gewonnenes Referendum erhält sie die Möglichkeit, eine neue Verfassung zu schreiben. Eine verfassungsgebende Versammlung versucht zwischen Boykott, Repression und Druck von der Straße ihre Arbeit aufzunehmen und die Verfassung aus der Zeit der Diktatur endlich abzulösen.
Die Regierung reagiert vorwiegend mit Verhinderungstaktik und brutaler Repression, die an die dunkelsten Kapitel der Diktatur der 70er und 80er anschließt. Durch gezielte Schüsse der Militärpolizei Carabineros in Kopfhöhe, mit Schrot, Gummigeschossen und Tränengasgranaten, erlitten mehr als 550 Demonstrant*innen in Chile schwere Augenverletzungen.
Auch die Fotografin Nicole Kramm verlor durch die Repression auf einem Auge 90 Prozent ihrer Sehkraft.
An diesem Abend nimmt sie uns auf eine Fotoreise durch die letzten zwei Jahre mit. Sie berichtet von den Auseinandersetzungen an vorderster Front sowie von ihrem persönlichen Schicksal.
Werden die Eliten und das Militär die neue Verfassung akzeptieren? Wird es gelingen, die Wiege des Neoliberalismus (wie Chile genannt wird) in sein Grab zu verwandeln? Wird ein Leben in Würde möglich sein? Auch wenn die Zukunft ungewiss ist, eines ist klar: Chile wird nie wieder dasselbe Land sein wie zuvor.
Ein Fotoabend mit Nicole Kramm
Austausch und etwas Live Musik aus Chile
Do 12.8., 20h im Pavillon des Stadtgartens in Freiburg
19:30h – Einlass
Spenden willkommen. Alle Einnahmen gehen an die Koordinationsgruppe „Opfer von Augentraumata“, der Nicole Kramm angehört.
https://www.startnext.com/solidaritaet-mit-den-verlorenen-augen
3G: Kommt bitte genesen, getestet oder geimpft. Hygienekonzept vor Ort beachten. Danke
Veranstalter: Netzwerk Solidarität Chile - Freiburg und Eine Welt Forum Freiburg e.V. - Radiokollektiv Raíces Nómades