75 Jahre Befreiung von den Nationalsozialisten. Ein Grund zu Feiern! Das meinen zumindest zahlreiche Politiker*innen und Bürger*innen. Schade nur, dass die meisten Feierlichkeiten wegen Corona abgesagt wurden. Dem wollen wir natürlich entgegen radeln und laden daher am Freitag den 8.Mai um 18:00 am Konzerthaus zu einer jubelnden Fahrraddemo. Gemeinsam wollen wir die Bezwingung des Faschismus feiern und dabei einmal darüber hinwegsehen, dass auch nach 1945 der Faschismus nicht einfach aufgehört hat zu existieren, sondern gerade wieder am Erstarken ist .
Schon 1945 lösten sich die Nazis nicht einfach in Luft auf, sondern tauschten nur ihre Parteibücher ein und prägten die Gesellschaft weiterhin in sämtlichen Parteien, Institutionen, Behörden und Firmen. Die Ideologie dahinter blieb bestehen und heute gehören Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung vielerorts weiterhin zum Alltag. 75 Jahre nach dem Ende des Holocaust, der Milllionen von Toten forderte, scheint diese Grausamkeit schon wieder vergessen. Schon wieder verschließen Menschen die Augen, wenn Rechte aus rassistischen Motiven töten. Rassistische Motive für Morde werden, wie im Fall von Hanau und Halle, häufig heruntergespielt. Dies zeigt auch die vor wenigen Tagen veröffentlichte Urteilsbegründung im NSU-Prozess, auf dessen über 3000 Seiten weder die Ermittlungspannen der Behörden, noch die Angehörigen der Opfer Erwähnung finden.
Ebenso zynisch ist der Umgang mit flüchtenden Menschen. Die eigenen Werte über Bord werfend werden diese im Mittelmeer dem Tod überlassen oder an der europäischen Außengrenze in unmenschliche Lager gepfercht, die gerade in Zeiten des Coronavirus einem Todesurteil gleichen.
Begleitet werden diese Entwicklungen von der AfD. Diese bereitet mit ihrer Politik und verbalen Brandstiftung den Nährboden für Hass und Hetze und macht rechtes Gedanken wieder oder besser gesagt noch mehr salonfähig. Die Wahlergebnisse der AfD fördern auch die autoritären Seiten der anderen Parteien noch stärker zu Tage. So will zum Beispiel die grün-schwarze Landesregierung Baden-Württembergs gerade unbemerkt von der Öffentlichkeit eine weitere Verschärfung der Polizeigesetze durchsetzen. Der neue Gesetzesentwurf schränkt Freiheitsrechte massiv ein und verschäft Repression gegen politische Meinungsäußerung beispielsweise auf Versammlungen. Das wollen wir so nicht einfach geschehen lassen, auch wenn die Landesregierung wohl glaubt, der Faschismus sei vor 75 Jahren besiegt worden.
Sicherlich ist der Jahrestag der militärischen Niederschlagung der faschistischen Nationalsozialisten in Deutschland ein Grund zu feiern. Daher wollen wir diesen gebührend bejubeln, auch trotz Corona. Dennoch wollen wir nicht vergessen, dass der Faschismus keineswegs besiegt ist, weder in den Köpfen, noch auf der Straße.
Stattdessen braucht es tagtäglich unsere Aufmerksamkeit und unser Aufbegehren um den Faschismus im Keim zu ersticken und zu bekämpfen. Um unsere Vielfalt im Kampf gegen den Faschismus aufzuzeigen, rufen wir zu einer bunten und schrillen Versammlung auf. Also kommt alle am Freitag um 18:00 möglicht bunt, schrill und verkleidet zum Konzerthaus. Doch unsere Wachsamkeit braucht es derzeit auch wegen Corona. Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, werden wir alle mindestens 1,50m Abstand zwischen unseren Fahrrädern halten. Und -wegen Corona- kommt alle, kommt vermummt (oder maskiert)!