Viele Menschen, insbesondere Frauen, geraten derzeit an die Grenzen ihrer Kräfte. Sie erleben, wie die Anforderungen von Beruf, Haushalt und die Sorge für Kinder und unterstützungsbedürftige Erwachsene zu wenig Zeit für Selbstsorge und Muße lassen. Sie geben sich oftmals selbst die Schuld für all den Stress. Von falschem Zeitmanagement, fehlender Flexibilität und zu geringer Belastbarkeit ist dann die Rede. Was häufig als individuelles Versagen wahrgenommen wird, ist allerdings die Folge politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen. Durch Privatisierungen im Gesundheits- und Altenpflegebereich, Ökonomisierung der Bildungslandschaft und der Sozialen Arbeit sowie neoliberale familienpolitische Regulierungen entsteht ein Mehr an Sorgearbeit in den Familien bei gleichzeitig erhöhter Erwerbsquote von Frauen und zunehmender beruflicher Arbeitszeitflexibilisierung.
Um dieser politisch-ökonomischen Entwicklung entgegenzuwirken, ist es erforderlich, dass gerade diejenigen, die diese Überbeanspruch alltäglich erleben, also insbesondere Frauen, sich zu einer einflussreichen sozialen Bewegung zusammenschließen. Notwendig ist dafür ein grundlegender Perspektivwechsel. In der Strategie der Care Revolution steht die entlohnte und die familiäre Sorgearbeit im Zentrum gesellschaftlicher Transformation. Ziel ist eine solidarische Gesellschaft, die nicht mehr Profitmaximierung, sondern menschliche Bedürfnisse ins Zentrum stellt.
Ihre Gedanken sind ausführlich nachzulesen in ihrem 2015 erschienenen Buch „Care Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft“. Eine knappe Einführung ist in einem zwölfminütigen Video zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=LbVlSxAT5fM
Referierende: Dr. Gabriele Winker
Veranstalter: Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung