Originaltitel: Sedmikrásky
Regie: Věra Chytilová Buch: Věra Chytilová, Ester Krumbachová Kamera: Jaroslav Kučera Darsteller: Jitka Cerhová, Ivana Karbanová, Julius Albert, Jan Klusák Produktion: CS, 1966 Länge: 74 min. Fassung: BR, Tschech. OmU
Marie (JC) und Marie (IK) haben keine Lust mehr auf die Gesellschaft und ihre Routinen. Ihre Mission: Verdorben sein, nicht mehr zu funktionieren, als Frau, als Mitglied einer Gesellschaft, die erst auf Sex und dann auf Krieg aus ist. Frech tollen die beiden herum, machen Chaos, verdrehen Männern erst den Kopf und lassen sie dann sitzen. Schließlich führt ihre Mission zu einer schrecklichen Erkenntnis.
Pippi Langstrumpf für Erwachsene vielleicht. Tausendschönchen legt sich ordentlich mit der Norm an und feiert seinen Befreiungsschlag nicht nur auf inhaltlicher Ebene. Quer geht es durch Raum, Zeit, Milieu und die Gedanken – einen Unterschied zwischen Fantasie und Realität gibt es bei dieser mind-bending experience nicht. Während die grelle Pop-Art-Optik psychedelisch über die Augen flackert, bleibt aber auch Raum für genüsslichen Slapstick und viel Dada-Humor, Hauptsache, es wird provokant. Věra Chytilovás hochpolitischer Film, der als einer der Höhepunkte der revolutionären Tschechischen Neuen Welle gilt, geht gnadenlos gegen eine erstarrte Gesellschaft, vornehmlich das Patriarchat. Gegen vorgegebene Geschlechterrollen, den Vorstellungen von Liebe und Bindung. Nicht sanft und nachdenklich, sondern konfrontativ. Kunst als Ausweg aus dem Bornierten und damit dem Tod durch Kategorien, Hierarchien und schließlich Krieg.
