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Universität Freiburg Kollegiengebäude II

Platz der alten Synagoge 1
79098 Freiburg im Breisgau
Deutschland

HS 2006

Wer ist Hong Sang-Soo? Und warum sollte ich mir seine Filme anschauen? fragt sich sicher die eine oder andere von euch. Das gleiche habe ich mich auch gefragt, als einer meiner Freunde nicht aufhören konnte von ihm zu schwärmen. Also habe ich es versucht, und mir Hongs Oki’s Movie (2010) angeschaut. Ich war erst mal irritiert.

Die Story schien flach, die Schauspieler so „normal“, und außerdem hatte der Kameramann den Finger wohl die ganze Zeit ein bisschen zu nah am Zoom-Knopf. Was genau war nochmal so toll an Hong Sang-soo? Aber genau wie auch ich bekehrt wurde, hoffe ich euch, lieben aka-Zuschauer*innen, mit dieser Reihe das doch erstaunliche filmische Werk des südkoreanischen Regisseurs Hong Sang-Soo näherzubringen. Hong kann zur Gruppe der koreanischen„New Wave“ der später 90er und frühen 2000er gezählt werden, zusammen mit großen Namen wir Park Chan-wook, Kim Jee-woon, und Bong Joon-ho; obwohl Hongs Filme eigentlich mehr mit den dialoglastigen, unaufdringlichen Beziehungsstudien eines Éric Rohmers als mit denen seiner Zeitgenossen zu tun haben. Hongs besondere Art des Filmemachens kann auf ein paar wenige Element heruntergebrochen werden und ist doch viel mehr als die Summe ihrer Teile. Seine Filme sind realitätsnahe Beziehungsfilme, häufig miteiner guten Prise Humor, sich wiederholenden Erzählsträngen und Dialogen, jeder Menge Soju (eine Art Reisschnaps), Ex-Liebhabern, und natürlich bevölkert von Filmmacher*innen, Filmprofessor*innen, und Filmstudierenden. Je mehr von Hongs Filmen man sieht, desto mehr werden diese (und tiefere) gesamtwerklichen Zusammenhänge deutlich. Ich empfehle daher natürlich, so viele Filme aus der Reihe wie ihr könnt zu sehen.Ich habe mich vor allem auf seine neuesten Filme konzentriert, einerseits weil sie etwas zugänglicher sind, andererseits weil sie (teils) thematisch zusammenhängen. Los geht es mit Right Now, Wrong Then, in dem ein Filmemacher seinen freien Tag in einer fremden Stadt mit einer Künstlerin verbringt, und versucht diese zu umwerben. Dieser Film fasst im Prinzip Hongs Gesamtwerk in einem Film zusammen und eignet sich daher ideal als Einstieg. Der nächste Film ist On the Beach at Night Alone in dem Kim Min-hee die etwas verlorene Young-hee spielt, die nach dem Ende ihrer Affäre mit einem verheirateten Regisseur Zuflucht in Hamburg und später in Gangneung (Korea) sucht. An dieser Stelle wollten wir eigentlich Claire’s Camera zeigen, allerdings war dieser Film für ein kleines Kino wie den aka unerschwinglich. Wenn wir Glück haben, läuft der Film vielleicht auch noch irgendwann in Deutschland an! Das Ende der Reihe macht The Day After, in dem ein leicht emotional verwirrter Verleger mit den Konsequenzen seiner außerehelichen Affäre konfrontiert wird.Alleine diese Kurzbeschreibungen zeigen schon, dass Hong sich vor allem mit autobiographischen Themen und Geschehnissen auseinandersetzt. Medienberichten zufolge hatten/haben er und Kim Min-hee eine Affäre/Beziehung mit der sich ganz explizit in On the Beach at Night Alone und The Day After auseinandergesetzt wird. Aber es ist genau diese Lebensnähe, zusammen mit der teilweisen Absurdität, die Hongs Filme so sehenswert machen. „[I]m Leben geht’s oft her wie in einem Film von Rohmer“ (Tocotronic) – oder eben wie in einem Film von Hong Sang-soo.

Filmreihe des aka-Filmclubs
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