In Venezuela rief der 1998 erstmals gewählte Präsident Hugo Chávez den »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« aus – eine gesellschaftliche Utopie, deren Umsetzung zumindest zeitweise zu gelingen schien. Elemente direkter Demokratie und staatliche Planung sollten weiten Teilen der Bevölkerung einen Lebensstandard sichern, der Zugang zu Bildung Gesundheit und politischer Beteiligung umfasste.
Nach dem Tod von Chávez und dem Einbruch der Erdölpreise geriet Venezuela in die schwerste Krise seiner Geschichte. Spätestens mit der umstrittenen Wiederwahl des Chávez-Nachfolger Nicolás Maduro im vergangenen Sommer, gilt das »Modell Venezuela« vielen als gescheitert.
Der Politikwissenschaftler und Journalist Tobias Lambert stellt sein Buch »Gescheiterte Utopie? Venezuela ein Jahrzehnt nach Hugo Chávez« vor und geht der Frage nach, wie es zu diesem ungeheuren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Niedergang kommen konnten.
Vor dem Hintergrund der weltpolitischen Ereignisse geht der Autor im Gespräch mit dem Journalisten David Graaff auf die Veränderungen des politischen Systems Venezuelas ein, hin zu einem immer autoritärer werdenden Staat. Dabei blickt er auf das Zusammenspiel von Institutionen und Basisorganisationen, die Einmischung von außen, hausgemachte Fehler und die Frage, was vom anfänglichen Aufbruch und dem »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« bleibt.
Auch werden der Einfluss des Aufwinds rechter autoritärer Bewegungen in und durch die Regierungen in USA und Argentinien sowie die sich damit verschiebenden Kräfteverhältnisse in der Region bedacht. Immerhin lag dem politischen Projekt, das Maduro vertritt, einst ein emanzipatorischer und sozialrevolutionärer Anspruch zugrunde. Was bleibt?
Tobias Lambert, der als einer der besten Kenner Venezuelas im deutschsprachigen Raum gilt, diskutiert mit dem freien Journalisten David Graaff. Dieser berichtet bereits viele Jahre von vor Ort über die Entwicklungen in Kolumbien und Venezuela.
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Veranstalter: iz3w Freiburg, südnordfunk und Radio Dreyeckland. Mit freundlicher Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg
