SEA TOMORROW
Die Zerstörung des Aralsees durch den Raubbau an seinem Wasser ist legendär. Heute bietet die Region einen gespenstischen und zugleich poetischen Anblick. Tote Schiffsrümpfe ragen in den blauen Himmel auf, einst am Wasser gebaute Ortschaften grenzen nun an eine Wüste. Die Grundlage für menschliches Leben scheint zerstört. Allerdings leben immer noch Menschen hier, und es ist unabsehbar, welche Perspektiven sie am Rande und auf dem Grunde des Aralsees finden. Den Fischern ist ihre Lebensgrundlage entzogen; aber während in den Städten noch traditionelles Matrosenballett getanzt wird, schlachten Eisenpiraten die alten Schiffe aus. Was kann man in der salzigen Erde noch anbauen? Inmitten der bizarren Szenerie lotet eine junge Biologin die Zukunft des Sees als offene Herausforderung aus. Der Film nähert sich der Landschaft in hellen, beinahe freundlichen Bildern, ohne das Geschehene zu verharmlosen.
Katerina Suvorova (*1983 in der UdSSR) erhielt in Almaty ihre künstlerische Ausbildung. Sie studierte „live action“-Film in Moskau und an Werner Herzogs Rouge Film School in LA. Suvorova war Mitautorin und Editorin des Julian-Assange- Films „Mediastan“, der beim Unabhängigen Filmfestival in Göteborg 2014 bester Dokumentarfilm wurde. Ihr Dokumentarfilm SEA TOMORROW feierte seine Weltpremiere beim internationalen Festival in Locarno, er bekam den „Preis für Anthropologie und nachhaltige Entwicklung“ auf dem internationalen Jean-Rouch-Festival in Paris und war auf der Documenta 2022 in Kassel zu sehen.
KAZ, D 2016 / OmeU / 88 Min. //
Regie: Katerina Suvorova //
Mi 24.01., 19:30 / Einführung: Dr. Jurij Lileev //
----------------
Zeichen der Zukunft - Ost-West: Dialoge und Perspektiven
Mit Kasachstan, flächenmäßig eines der größten Länder der Erde und mit einer beeindruckenden ethnischen Vielfalt, steht neben dem „anderen Russland“ zum ersten Mal auch der zentralasiatische Raum im Zentrum der Reihe. Kasachstan und der zentralasiatische Raum werden als ökonomische und politische Partner für den Westen und damit auch für Deutschland immer bedeutender.
Die gegenwärtigen Beziehungen Kasachstans zu Russland sind gerade angesichts des Kriegs Russlands gegen die Ukraine besonders komplex und ambivalent. Seit dem 24. Februar 2022 hat Kasachstan viele Geflüchtete aus Russland aufgenommen, sieht sich aber auch stark von russischer Propaganda beeinflusst. Seit der Unabhängigkeit 1991 ist die Grenze zu Russland fast 8.000 Kilometer lang, und noch immer kämpft Kasachstan vor allem auch auf ökologischer Ebene mit den Folgen der sowjetischen Herrschaft, etwa den Umweltkatastrophen durch zahlreiche atomare Experimente und der Austrocknung des Aralsees.
Aber auch Identitätsdiskurse und entsprechende sprachpolitische Maßnahmen spielen in diesem Land eine nicht unerhebliche Rolle. Das Russische ist bis heute zweite Amtssprache. Umso wichtiger ist es, politische Fragen, Identitätsdiskurse, Fragen nach Kulturkontakt und Kulturtransfer sowie Postimperialismus und Postkolonialismus gemeinsam mit unseren Gästen zu diskutieren.
In Kooperation mit dem Zwetajewa-Zentrum der Universität Freiburg. Das gesamte Programm gibt es unter www.zwetajewa-zentrum.de