ICH BIN NICHT KRANK ‒ ICH BIN SCHWUL
Dennis ist schwul ‒ in seinem Heimatland Kasachstan ist das ein Problem. Beschimpfungen und Prügelattacken drohen allen, die sich als homosexuell outen. „Ich bewege mich nur noch mit dem Taxi von A nach B“, sagt Dennis und lacht bitter. „Alles andere wäre Selbstmord.“ Vom Gesetz her scheint die Situation im post-kommunistischen Kasachstan entspannter zu sein als im Nachbarland Russland: Homosexualität ist seit 1998 straffrei ‒ gleichgeschlechtliche Ehen sind allerdings verboten. Immer wieder wird über ein Gesetz gegen ,homosexuelle Propaganda‘ diskutiert. Tatsächlich lehnt die Mehrheit der 17 Millionen hauptsächlich muslimisch und christlich-orthodox geprägten Einwohner Homosexualität ab und betrachtet sie als Krankheit. Sogar in der Schwulenszene gibt es Menschen, die sich selbst für ,krank‘ oder ,pervers‘ halten ‒ eine Tatsache, die Dennis so nicht hinnehmen will.
Alexej Getmann, Studium der Medienwissenschaften (Diplom) an der Universität zu Köln, arbeitet als freier Autor, Journalist und Filmemacher. Sein Debut-Dokumentarfilm ICH BIN NICHT KRANK– ICH BIN SCHWUL gewann 2015 auf dem Filmfest Homochrom in Köln den Zuschauerpreis sowie den „Special Jury Price Award“ auf dem Central Asian Documentary Film Festival (CADF) in Almaty, Kasachstan.
D 2015 / OmU / 72 Min.
Regie: Alexej Getman/Diana Harders
Mi 17.01., 19:30 / Zu Gast: Filmemacher Alexej Getman / Einführung: Prof. Dr. Elisabeth Cheauré
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Zeichen der Zukunft - Ost-West: Dialoge und Perspektiven
Mit Kasachstan, flächenmäßig eines der größten Länder der Erde und mit einer beeindruckenden ethnischen Vielfalt, steht neben dem „anderen Russland“ zum ersten Mal auch der zentralasiatische Raum im Zentrum der Reihe. Kasachstan und der zentralasiatische Raum werden als ökonomische und politische Partner für den Westen und damit auch für Deutschland immer bedeutender.
Die gegenwärtigen Beziehungen Kasachstans zu Russland sind gerade angesichts des Kriegs Russlands gegen die Ukraine besonders komplex und ambivalent. Seit dem 24. Februar 2022 hat Kasachstan viele Geflüchtete aus Russland aufgenommen, sieht sich aber auch stark von russischer Propaganda beeinflusst. Seit der Unabhängigkeit 1991 ist die Grenze zu Russland fast 8.000 Kilometer lang, und noch immer kämpft Kasachstan vor allem auch auf ökologischer Ebene mit den Folgen der sowjetischen Herrschaft, etwa den Umweltkatastrophen durch zahlreiche atomare Experimente und der Austrocknung des Aralsees.
Aber auch Identitätsdiskurse und entsprechende sprachpolitische Maßnahmen spielen in diesem Land eine nicht unerhebliche Rolle. Das Russische ist bis heute zweite Amtssprache. Umso wichtiger ist es, politische Fragen, Identitätsdiskurse, Fragen nach Kulturkontakt und Kulturtransfer sowie Postimperialismus und Postkolonialismus gemeinsam mit unseren Gästen zu diskutieren.
In Kooperation mit dem Zwetajewa-Zentrum der Universität Freiburg. Das gesamte Programm gibt es unter www.zwetajewa-zentrum.de