Juri Andruchowytsch: Radio Nacht
Lesung und Gespräch (IKW 2022)
„Ich werde Sie bestimmt nicht retten und Ihnen auch kaum irgendwie helfen können. Aber ich werde Ihre Nacht mit Schlaflosigkeit füllen.“ Rund um die Uhr sendet er Musik und Poesie in eine sich verfinsternde Welt – Josip Rotsky, ein Mann mit rätselhafter Identität, in dessen Namen sich Trotzki, Brodsky und Joseph Roth spiegeln. Als „Barrikadenpianist“ hat er die Revolution in den heimatlichen Karpaten unterstützt. In der Emigration verdingt er sich als Salonmusiker. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter. Seine Flucht endet auf der Gefängnisinsel am Null-Meridian, von wo er seine Geschichten ins Mikrofon flüstert.
Mit „Radio Nacht“ (Suhrkamp, 2022, aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr) legt Juri Andruchowytsch einen Roman von großer Aktualität vor, der 2020 in der Ukraine erschien. Klimaproteste, Pandemie, die Bedrohung durch Russland – ein Buch über eine Zeit, die alle Hoffnung auf radikale Veränderungen begraben muss.
Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, studierte Journalistik und begann als Lyriker. Außerdem veröffentlicht er Essays und Romane. Andruchowytsch ist einer der bekanntesten europäischen Autoren der Gegenwart, sein Werk erscheint in 20 Sprachen. 1985 war er Mitbegründer der legendären literarischen Performance-Gruppe Bu-Ba-Bu (Burlesk-Balagan-Buffonada). Mit seinen drei Romanen Rekreacij (1992; dt. Karpatenkarneval, 2019), Moscoviada (1993, dt. Ausgabe 2006), Perverzija (1999, dt. Perversion, 2011), die unter anderem ins Englische, Spanische, Französische und Italienische übersetzt wurden, ist er unfreiwillig zum Klassiker der ukrainischen Gegenwartsliteratur geworden.
Goethe-Medaille 2016
Hannah-Arendt-Preis 2014
Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2006
Orga: Literaturhaus & Buchhandlung Schwarz