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Veranstaltet von Prof. Dr. sc. oec. Uta Meier-Gräwe und den *bi4w Bürgerinnen und Bürger initiativ für ein gutes Leben in Weingarten (bi4w.wordpress.com).

Schirmherrschaft: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Voßkuhle, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe und Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie“ sowie Peter Carp, Intendant des Freiburger Theaters

 

Im Dezember 2019 musste die damalige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) eingestehen, dass die Ergebnisse der neuen PISA-Studie keinesfalls zu dem politischen Anspruch passen, kein Kind zurückzulassen und zu der seit Jahren wiederholten Ankündigung, die Verbesserung der Bildungschancen von Kindern aus prekären Lebenslagen „auf dem Schirm“ zu haben und entschieden zu befördern: In der Studie wurde eine bedenkliche Zunahme der Gruppe von Schüler*innen in Deutschland konstatiert, die lediglich auf dem untersten Kompetenzniveau oder darunter lesen und schreiben können. Darüber hinaus belegen Daten von Eurostat (2019), dass der soziale Status der Eltern in der Bundesrepublik Deutschland den ihrer Kinder stärker zementiert als im EU-Durchschnitt, wobei die Schere immer weiter auseinandergeht. Das ist verkoppelt mit einer stetig wachsenden Wohnsegregation, wie eine WZB-Studie (2018) ermittelt hat: Arme Menschen leben in deutschen Städten zunehmend konzentriert in bestimmten Wohnvierteln. 

Vor diesem Hintergrund widmet sich diese Veranstaltungsreihe der Frage, wie es um die Problematik von Bildungsgerechtigkeit in der Stadt Freiburg bestellt ist. Es werden einerseits die ökonomischen und politischen Ursachen von Armut in ihren Auswirkungen auf kommunale Strukturen und Handlungsspielräume betrachtet. Andererseits stehen die konkreten Verhältnisse und sozialräumlichen Gegebenheiten im Stadtteil Weingarten – dem Stadtteil mit dem höchsten Anteil von Kindern und Familien in Armutslagen und mit Migrationsgeschichte – in Relation zu Freiburg insgesamt und zu ausgewählten anderen Stadtteilen im Fokus. Die Problematik der Bildungsbenachteiligung armer Kinder hat sich zudem erwiesenermaßen durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt. Zudem sind auch in Freiburg teils bedenkliche Spaltungs- und soziale Schließungstendenzen zu konstatieren, die den sozialen Zusammenhalt gefährden. Schließlich wird nach kommunalen und fachpolitischen Handlungsstrategien gefragt, die aus dem Dilemma einer auch in Freiburg vorhandenen erheblichen Polarisierung von Bildungschancen der hier lebenden Kinder und Jugendlichen mit ihren dramatischen Folgewirkungen herausführen können.

Die Stadt Freiburg hat in ihrem Stadtteil Weingarten ihre vornehmste Aufgabe deponiert: die soziale. Dem muss eine besondere Übernahme von Verantwortung entsprechen, d.h. strukturelle Unterstützung vor Ort, die über sozialarbeiterische Interventionen deutlich hinausgeht. Dazu gehört, endlich eine weiterführende Schule mit vielfältigen Angeboten für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern in Weingarten zu bauen. Zugleich wäre das ein veritabler Beitrag, um den sozialen Zusammenhalt vor Ort zu stärken, aber auch ein Zeichen gegen rechts und zur Förderung demokratischer Handlungsmotive zu setzen.

Ohne den entschiedenen politischen Willen und die gezielte Förderung von Kindern und Familien aus deprivierten Familien wird die Stadt Freiburg ihrem Anspruch jedenfalls nicht gerecht, eine zukunftsfähige Bildungsmetropole in Süddeutschland mit Strahlkraft zu sein.

Wir laden alle Interessierten aus Freiburg und Umgebung herzlich ein.

Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe und Konrad Braun für die bi4w*

 

In der Zusammenschau der Ergebnisse dieser Veranstaltungsreihe wird ein Positionspapier mit klaren Handlungsempfehlungen erarbeitet, das im Herbst 2022 zunächst mit Bürger*innen und Initiativen im Stadtteil Weingarten und Institutionen der Stadt Freiburg diskutiert wird. Im Anschluss soll auf dieser Grundlage eine breite umsetzungsorientierte Debatte mit Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung der Stadt erfolgen.