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Seit einem Jahr sind wir durch Einschränkungen unseres Lebens betroffen, wie es sich vor einem Jahr wohl fast niemand in wildester Phantasie hat vorstellen können. „Fast niemand“! Es ist gerade elf Jahre her, dass wir in ähnlicher Weise durch die sogenannte Schweinegrippe aufgeschreckt und auch in Panik versetzt wurden. Diese Pandemie erwies sich als wesentlich harmloser als befürchtet, bewirkte immerhin die Erstellung eines Pandemieplans durch fachkundige WissenschaftlerInnen, der noch vor drei Jahren aktualisiert worden ist. Und in der politischen Versenkung verblieb. Die überwältigende Mehrheit in Politik und allen gesellschaftlichen Bereichen ignorierte die möglichen Gefahrenlagen und zu treffende Vorkehrungen.

Das erklärt die Schockreaktion Anfang 2020, als der Ernst der Lage unübersehbar wurde. Sie führte allerdings nicht dazu, von Anfang an die Daten systematisch zu erfassen, die zum Verständnis von Verbreitung und Übertragungsdynamik unabdingbar notwendig sind. Diese Versäumnisse haben sich bis heute fortgesetzt. Sie sind eine Ursache für die desolate Situation, außer Verlängerung eines bestehenden Lockdowns und dem Beklagen mangelhaften Impffortschritts keine gezielten und fein dosierten Maßnahmen zur Steuerung von Öffnungen oder Schließungen im Repertoire zu haben.

Dies treibt die Veranstalter von TACHELES um, die sich in ihrer Bürgerrechtsarbeit einem sich bald jährenden bürgerrechtlichen Ausnahmezustand gegenüber sehen, einer „neuen Realität“.    
Der Vortrag wirft einen Blick auf die gegenwärtige „neue“ Realität und auf die methodischen Wege, Information aus geeigneten Daten zu gewinnen. An Beispielen wird gezeigt, wo die größten Wissensdefizite liegen, und wo sofort begonnen werden kann und sollte, um die Situation zu verstehen und merklich verbessern zu können. Das heißt, die gesundheitlichen, lebensbedrohlichen Gefahren sehr ernst zu nehmen, darüber aber das breite Spektrum sogenannter Kollateralschäden nicht nur floskelhaft mit in den Blick zu nehmen. Das Ein- und Ausschalten eines Lockdown kann das nicht leisten.

Zum Referenten: Prof. Dr. Gerd Antes ist nach einem reichhaltigen Berufsleben im aktiven Ruhestand und international gefragter Referent im Bereich Evidenz-basierte Medizin. Von der Ausbildung her Mathematiker, hat er sein berufliches Leben im Bereich der medizinischen Gesundheitsversorgung verbracht mit Stationen in der pharmazeutischen Industrie, Schule, Universität, Krebsklinik und zuletzt mit dem erfolgreichen Aufbau des in Freiburg ansässigen Deutschen Cochrane Zentrums, das sich der Entwicklung der Evidenz-basierter Medizin widmet. Roter Faden ist hierbei die Nutzen-Schadensabwägung für Interventionen, von Arzneimitteln über nichtmedikamentöse Eingriffe bis hin zu Public-Health-Maßnahmen, die als Leitschnur für die heute notwendige Gegenmaßnahmen dienen könnten.

Zum Online-Vortrag: Über den angegebenen Link gelangen Sie zum Livestream des Vortrags, der am 18.2.2021 ab 17.15 Uhr verfügbar sein wird. Eine Anmeldung oder ein Login auf der Website sind nicht erforderlich.

Ab 17.30 Uhr wird es zunächst einen Input von Gerd Antes geben. Sie haben bereits während des Vortrags, aber auch im Anschluss daran die Gelegenheit, Ihre Fragen und Diskussionsbeiträge ganz unproblematisch in einem Chat zu stellen. Über einen Moderator werden wir all Ihre Fragen aufgreifen und im Anschluss an den Vortrag diskutieren.

Wir hoffen zuversichtlich, dass auf diese Weise eine rege Diskussion zustande kommt. Unmittelbare mündliche Beiträge lässt das Format, das wir verwenden müssen, leider nicht zu.

Online-Vortrag von Prof. Dr. Gerd Antes, Mathematiker und Medizinstatistiker
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