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Awareness-Gruppen gehören inzwischen beinahe zum Chique linker Partys. Sie vermitteln, dass man in Szene-Räumen nicht alleine ist, wenn es zu Übergriffen, Belästigungen oder Rassismus kommt. Doch können die Gruppen damit Gewalt auf Partys vorbeugen, können sie Betroffene wirklich auffangen oder verhindern sie im Gegensatz zum Anspruch eine effektive Veränderung der verunsichernden Normalität? Wir haben unterschiedliche Effekte in linker Feierkultur beobachtet: den unkomplizierten, schnellen Ausschluss belästigender Personen ebenso wie Awareness-Gruppen, die vorrangig dazu da zu sein scheinen, dass Typen, die ihre Hände nicht bei sich lassen wollen, dafür nicht aufs Maul kriegen. An manchen Orten scheinen die Gruppen großes Vertrauen zu genießen. Doch an anderen Orten trauen sich Betroffene nicht, die Gruppen anzusprechen – oder sie sind schlicht nicht wirklich greifbar oder präsent auf der Party. Auch das Phänomen, dass plötzlich fragwürdige Typen als Mitglieder von Awareness-Gruppen Szene-Credibility generieren und sich vor Konsequenzen für ihr eigenes Verhalten schützen, wird immer wieder diskutiert. Was umfasst „Achtsamkeit“ auf Veranstaltungen und wen schließt sie aus, weil bestimmte dazu gehörende Codes nicht bedient werden? Wer hat dann welche Macht? Und was ist eigentlich mit den „fiesesten und häufigsten Tat-Orte[n] sexualisierter Gewalt wie Familien und Beziehungen“? Und gäbe es sie nicht, wäre die Häufigkeit von sexualisierter Gewalt dann nicht noch viel größer?

Es diskutieren:

* Lewamm “Lu” Ghebremariam von der Clubcommission
„Lewamm “Lu” Ghebremariam ist Aktivistin und hauptberuflich Senior Kampagnenstrategin bei der Plattform Change.org Deutschland. Hier unterstützt und berät sie Aktivist*innen seit 2018 mit ihrer Marketing- und Strategie-Expertise. Lewamm begleitete zahlreiche Kampagnen und Initiativen – mit dem besonderem Schwerpunkt, „marginalisierten“ Stimmen mehr Raum zu geben und „Nischen“-Themen, einschließlich #RKellyStummschalten (#MuteRkelly Deutschland), #TrueDiskriminierung oder dem kürzlich verabschiedeten Gesetz gegen Upskirting in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Darüber hinaus ist Lewamm im erweiterten Vorstand der „Berliner Clubcommission“. Dabei konzentriert sie sich primär auf das Thema Awareness und bemüht sich um eine diskriminierungsarme, diverse und nachhaltige Clubkultur. Seit 2017 veranstaltet Lewamm die queer-feministische Partyreihe BRENN. Für ihre anhaltende Arbeit, marginalisierten Stimmen in Musik und Clubkultur mehr Raum zu geben. wurde sie im Dezember 2020 in die “Alternative Power 100 Music List 2020” von shesaid.so und Nativeinstruments aufgenommen.“

* Anita
„Anita beschäftigt sich seit Jahren mit der Umsetzung von Awarenesskonzeptionen und führt Workshops u.a. mit Veranstalter*Innen, Festivalstrukturen & soziokulturellen Zentren durch. Sie hat u.a. die Awarenesstruktur des Safer Space auf dem Nation of Gondwana-Festival mit aufgebaut. Sie lebt und arbeitet in Berlin.“

* Dido Busch
„Dido Busch (sie / dey) arbeitet seit über sieben Jahren zu den Themen Awareness und Umgang mit Gewalt und Diskriminierung sowie Strafkritik. Dabei ist sie in verschiedenen Kontexten sowohl praktisch als auch in der Konzeptarbeit aktiv. Unter anderem hat Dido für den Hamburger Verein SafeNights, für eines der größten Festivals in Deutschland, für Fridays for Future oder die Tage Back the Night Demonstration gearbeitet. Seit zwei Jahren gibt Dido zusammen mit einer selbstorganisierten Gruppe Workshops zum Thema Awareness. Durch die Erfahrung in der Praxis hat Dido aber auch immer wieder Kritik am Awarenesskonzept entwickelt und steht heute gerade seiner Umsetzung oft kritisch gegenüber.“

*Anni von rave*awareness
„Anni ist hauptberuflich Sozialarbeiterin im Anti-Gewalt-Bereich in Berlin.
Mit rave*awareness arbeitet sie seit 3 Jahren zum Thema Antidiskriminierung im Veranstaltungskontext. Rave*awareness bietet Workshops an, macht Öffentlichkeitsarbeit sowie erstellt vielfältige Materialien zum Thema Awareness für Clubs, Veranstaltende, Kollektive und Festivals.“

Moderation: Jeja Klein
„Jeja Klein macht freien Journalismus u.A. für neues deutschland, Supernova und die analyse & kritik und arbeitet zu Männlichkeit und sexueller Gewalt.“

Der Stream der Veranstaltung wird unter diesem Link abrufbar sein: https://www.youtube.com/channel/UCSFyxwEfzIwY4dFbTbFPdBQ

[online] Veranstaltungsreihe:Keine sicheren Räume?!
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