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Sartres Wahlkritik aus dem Jahr 1972 findet in Frankreich bis heute Resonanz, verweist aber gleichzeitig auf die frühe Problematisierung der Wahlen und Referenden in der V. Republik. Während Akteure der 68er, aber auch der traditionellen Linken Wahlenthaltung als politischen Akt des Widerstands stilisierten, hatten die Gaullisten seit 1958 besonderen Wert auf hohe Beteiligungszahlen als Legitimitätsbeweis gelegt. Dieser Vortrag schlägt vor, die Wahlbeteiligung als politischen Streitgegenstand in der französischen Öffentlichkeit zu historisieren. Damit wird angestrebt, analytische Distanz zur heutigen Problematisierung der Wahlenthaltung als Symptom einer „Post-Demokratie“ zu gewinnen. Auch in den heute idealisierten Trente Glorieuses war Wahlbeteiligung nicht selbstverständlich -- und vielleicht legen die Wahlkritiker heute wie gestern nur den Finger in die offenen Wunden der V. Republik.

Die Einwahldaten für die Zoom-Konferenz werden auf der Homepage des Frankreich-Zentrums zeitnah zum Vortrag bekanntgegeben.

Referentin: Zoé Kergomard (Paris) - Kolloquium des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte (PD Dr. Sonja Levsen)
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