Resonanzerfahrungen, so schreibt Hartmut Rosa in »Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung« (2016), sind erfüllt von Sehnsucht und »bergen das Versprechen auf eine andere Form der Weltbeziehung – in gewisser Weise lässt sich vielleicht sogar sagen: ein Heilsversprechen«. So soll die Theorie der Resonanz einen »Ausweg« weisen aus einer die Spätmoderne beherrschenden »Eskalationstendenz«: »Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz vielleicht die Lösung«.
Der Vortrag begibt sich auf die Spur dieses Heilsversprechens – mit Augenmerk allerdings gerade auf Paradoxien und Brüche der Theoriekonzeption, d.h. auf Textstellen, wo das Heilsversprechen der Resonanz sich gleichsam verspricht und nicht ungebrochen formuliert wird. Rosas Theorie impliziert ein »Ideal der Positivität«, welches mit Adorno als ein postnazistisches theoretisches Symptom gedeutet werden kann und in dem sich – mit Freud gedacht – ein »Unbehagen in der Kultur« spezifisch darstellt. Gerade die unbeabsichtigten Widersprüche der Resonanztheorie werfen so gesehen nicht zuletzt die Frage auf, welche Rolle Schuld(gefühl) derzeit in Wünschen nach gesellschaftlicher Veränderung und einem zukünftig besseren Leben spielen können.
Es spricht Sonja Witte (Berlin). Ihre Dissertation zum Unbewussten in der Kulturindustrie erschien 2018 im transcript Verlag unter dem Titel Symptome der Kulturindustrie. Politisch aktiv ist sie bei den les madeleines (www.lesmadeleines.wordpress.com/) und der Zeitschrift Extrablatt – Aus Gründen gegen fast Alles (www.extrablatt-online.net/). Um 20 Uhr in den Räumen des ça ira-Verlages im Hinterhof (1. OG) der Günterstalstr. 37. Der Eintritt ist frei.