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Ca Ira Verlag

Günterstalstraße 37
Hinterhof(1. OG)
79100 Freiburg
Deutschland

Gottfried Wilhelm Leibniz schreibt 1697 an seinen Herzog, dass im »Ursprung der Zahlen [...] durch deren Ausdrückung blos und allein mit Eins und mit Nulle oder Nichts alle Zahlen entstehen«, was die Allmacht Gottes beweise, »Alles aus Nichts«, also die Eins aus der Null zu machen. »Theologische Mucken« hat also nicht nur wie bei Marx das Kapital, sondern bereits der von Leibniz beschriebene Binärcode.

Code und Wert in ein Verhältnis zu setzen ist die Aufgabe einer Analyse des digitalen Kapitalismus. Das Verhältnis von digitaler Technik und kapitalistischer Vergesellschaftung wird bekanntlich unterschiedlich betrachtet: Während »Transhumanisten« in Selbstabschaffungsfantasien von einer digitalen Beseelung der Materie träumen, die sich in Zukunft ohne den Menschen reproduziert, sehen andere Computer und Internet als Rettungsanker des Liberalismus: als neue unsichtbare Hand, die »Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus« (Viktor Mayer-Schönberger, Thomas Ramge: »Das Digital«) organisiert. Daten sollen an die Stelle des Geldes treten. Man hofft nach dem Motto »Das Kapital bin ich« (Hannes Grassegger) auf eine Hyperökonomisierung auch noch des letzten Informationspartikels. So genannte »Akzelerationisten« und »Postkapitalisten« wie Paul Mason erwarten dagegen einen Fortschritt der Digitaltechnik auf der Basis eines diffusen allgemeinen Wissens, was menschliche Arbeit überflüssig machen soll: Jedem sein eigener 3D-Drucker. Die Commons-Bewegung träumt von der Abschaffung des Staates im Prozess des »Teilens« und der »Gabe« nach dem Vorbild von Open Source-Strukturen.

Im Vortrag werden diese Positionen zum Verhältnis von digitaler Technik und Kapital analysiert und eine Kritik von bislang zum Thema erschienenen Texten zur »Kritik der digitalen Ökonomie« von Timo Daum und der »Kritik des digitalen Kapitalismus« von Michel Betancourt formuliert. Es spricht Torsten Liesegang (Freiburg). Um 20 Uhr in den Räumen des ça ira-Verlages im Hinterhof (1. OG) der Günterstalstr. 37. Der Eintritt ist frei.

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