Boy Eating The Bird’s Food
Originaltitel: To agori troei to fagito tou pouliou
Regie&Buch: Ektoras Lygizos Kamera: Dimitris Kasimatis Darsteller: Yiannis Papadopoulos, Lila Baklesi Produktion: GR, 2012 Länge: 80 min. Fassung: DCP, Gr. OmeU
Drei Tage verfolgen wir den 23-jährigen Yorgos auf der Suche nach Essen in Athen. Yorgos ist seit längerer Zeit arbeitslos und sieht keine Perspektive für eine berufliche Zukunft in Griechenland nach der Finanzkrise. Sein einziger Freund ist sein Haustier, ein Kanarienvogel, mit dem er sich die Nahrung teilen muss. Als er auf das Mädchen Lila trifft, ist er bereits psychisch so angeschlagen, dass ihn nur noch extreme Maßnahmen am Leben erhalten können.
Boy Eating The Bird’s Food hat bereits auf diversen Filmfestivals durch seinen teils voyeuristischen Stil und einige ekelerregende Szenen für Furore gesorgt. Dafür musste Lygizos auch Vergleiche zu Yorgos Lanthimos Filmographie überstehen, von dessen er sich allerdings bei genauerer Betrachtung deutlich unterscheidet. Steht bei Lanthimos der brechtsche Entfremdungseffekt im Vordergrund, ist es bei Lygizos eher eine sehr grimmige Variation des Realismus. Der Film wurde ausschließlich mit einer Canon 5D Handkamera gedreht, die ihren Protagonisten selten verlässt und teils extreme Close-Ups produziert. Die klaustrophobisch wirkenden Bilder sind umso intensiver, je mehr Yorgos in seinen isolierten Wahnsinn getrieben wird. Ein Resultat davon bekommen wir in Form einer der wohl zugleich schönsten und verstörendsten Szenen der griechischen Filmlandschaft zu sehen, wenn Yorgos uns die Bach-Arie „Erbarme dich, mein Gott“ aus der Matthäus-Passion vorsingt. Tarkowski lässt grüßen.