Glaubt man den Medien, hat der sog. Freiburger Dreisammord an einer Studentin alles verändert. Aus einem ehemals gelassenen und fröhlichen Ort sei ein solcher der Angst und Unsicherheit geworden. Jedenfalls Stadtverwaltung, Innenminister und Polizei scheinen den Medien zu glauben: Sie schmieden Sicherheitspakte, die die Polizeipräsenz und den kommunalen Vollzugsdienst verstärken. Fahndungstage werden zur Institution, ein Sonderstab „Gefährliche Ausländer“ wird ins Leben gerufen. Über die Ausflaggung sog. gefährlicher Orte bereitet man den Boden für anlasslose Kontrollen und die Etablierung von Zonen der Videoüberwachung. Es gelte mit aller Macht das verloren gegangene Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger wiederherzustellen.
Vielleicht gilt es aber auch, einfach mal in Ruhe die Luft anzuhalten und zu fragen: Wie stellt sich die Gefährdungslage tatsächlich da und was ist vor diesem Hintergrund und nicht zuletzt dem Verfassungsrecht von derartigen aktionistischen Programmen zu halten? Sollte die anlasslose Kontrolle in unserer Gesellschaft nicht die Ausnahme bleiben? Befördert sie nicht Vorurteil und Diskriminierung? Einmal mehr beschleicht den Referenten der Verdacht: Was wäre, wenn auch die Protagonisten gar nicht über alle Maßen beunruhigt wären, den eingeläuteten Wandel in den Städten aber dennoch guthießen?
Zur Person: Prof. Dr. iur. Roland Hefendehl ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie und Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Freiburg und Leiter des gleichnamigen Instituts, aus dem eine Vielzahl von Forschungsarbeiten und Projekten zu Fragen des Strafrechts und dessen gesellschaftlicher Bedeutung hervorgegangen ist.