Originaltitel: You Were Never Really Here
Regie&Buch: Lynne Ramsay Kamera: Thomas Townend Musik: Jonny Greenwood Darsteller: Joaquin Phoenix, Judith Roberts, Ekaterina Samsonov Produktion: UK/USA/FR, 2017 Länge: 90 min. Fassung: DCP, En. OmU
Desillusioniert und traumatisiert verbringt der stark vom Leben gezeichnete Kriegsveteran Joe (JP) sein Leben in New York damit für seine demenzkranke Mutter (JR) zu sorgen und das ihm allzu bekannte Elend dieser Welt zu bekämpfen, indem er auf Auftragsbasis entführte Mädchen der Zwangsprostitution entreißt. Seine Vorgehensweise ist dabei ebenso kompromisslos wie brutal und man spürt, dass dieser Mann schon die tiefsten menschlichen Abgründe durchschritten hat. Doch als er damit beauftragt wird die verschwundene Senatorentochter Nina (ES) zu retten, wird selbst er mit neuen Extremen konfrontiert und gerät in einen immer heftiger werdenden Strudel aus menschlicher Abscheulichkeit und Verzweiflung, getrieben von seiner eigenen traumatischen Vergangenheit und dem Drang nach Vergeltung. Dabei bleibt bis kurz vor Schluss unklar, ob Joe in diesem Strudel untergehen wird oder doch noch Hoffnungen für ihn besteht.
Wenn jemals ein Film die Beschreibung „Tour de Force“ verdient hat, dann dieser. Lynne Ramsay kreiert hier mit ihrem gewohnt virtuosen und auf die kleinsten Details bedachten Regiestil einen tiefsinnigen wie brutalen Thriller, welcher durch die musikalische Untermalung von Komponist und Radiohead-Mitglied Jonny Greenwood zu einer der intensivsten und einprägsamsten Kinoerfahrungen der jüngeren Vergangenheit wird. Stehende Ovationen bei der Premiere in Cannes und zweifache Auszeichnungen im Rahmen des Festivals (Bester männlicher Hauptdarsteller & Bestes Drehbuch) sowie zahlreiche 5-Sterne-Kritiken zeugen weiterhin von der überwältigenden Wirkung dieses Films, den man sich auf keinen Fall auf der großen Leinwand entgehen lassen sollte.