Wird noch bekannt gegeben

Dr. Wolfgang Proske / Markus Wolter:
"Prof. Dr. Eugen Fischer - Die 'Freiburger Schule' des Rassenwahns".

Zu Beginn der Veranstaltung wird der Herausgeber und Verleger Wolfgang Proske die Buchreihe "Täter Helfer Trittbrettfahrer" und den neuen Band 9 der Reihe vorstellen.
http://www.ns-belastete.de/
Es schließt sich der Vortrag von Markus Wolter über Eugen Fischer an:

Nach seiner Emeritierung 1942 kehrte der Altmeister der biologischen Rassenanthropologie, Prof. Eugen Fischer, an den Ausgangspunkt seiner akademischen Karriere, in sein „heimatliches Freiburg“ zurück. Seit 1918 Direktor des Anatomischen Instituts Freiburg, war Fischer 1927 als Gründungsdirektor ans Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWIA) nach Berlin gewechselt. Das KWIA unter Fischer entwickelte sich bis 1935 zu einer „Kaderschmiede und ‚Think-tank‘ der NS-Rassenpolitik.“ Laut Fischer diente das Institut dabei der „wissenschaftliche(n) Untermauerung und praktische(n) Durchführung rassen- und bevölkerungspolitischer Maßregeln des neuen Staates.“

Aber auch in Freiburg blieb Fischers Rassenhygiene in Lehre und Forschung allgegenwärtig. Am Anatomischen Institut hatte seit 1940 einer seiner akademischen Ziehsöhne, Dr. Johann Schaeuble (1904–1968), einen Lehrauftrag für Rassenkunde und Erblehre und war Leiter der „erb- und rassenbiologischen Abteilung“. Außerdem stand die zur Universität gehörende, 1939/40 eingerichtete „Anstalt für Rassenkunde und ländliche Soziologie“ auf dem Areal des Bertholdgymnasiums seit ihrer Gründung unter der Leitung des sogenannten „Rassenpapstes“ Dr. Hans F.K. Günther (1891–1968), der bereits 1910 unter den ersten Hörern von Fischers Anthropologie-Vorlesungen gewesen war.

Als Emeritus Fischer im August 1942 wieder nach Freiburg zurückkehrte, war die Stadt im Breisgau inzwischen auch zur Heimatadresse von SS-Obersturmführer, Dr. med. et Dr. phil. Josef Mengele (1911–1979) geworden.

Der Vortrag wird die Etablierung von Fischers lange vor 1933 eingeführten und schulbildenden Rassenlehre skizzieren, um zeigen zu können, wie sie sich als Begründungs- und Legitimierungsdiskurs der NS-Rassenideologie förmlich anbot und in den NS-Rassenhygiene-Programmen zu einer „tödlichen Wissenschaft“ mutieren konnte.

Über den Referenten:
Markus Wolter, geboren 1964 in Radolfzell, hat Philosophie, Geschichte und Literaturwissenschaft in Freiburg und Berlin studiert. Er forscht zur Zeitgeschichte, Orts- und Landesgeschichte und zur Geschichte des Mittelalters und lebt als freier Historiker und Antiquariatsbuchhändler in Emmendingen.
Für die Buchreihe "Täter Helfer Trittbrettfahrer" schrieb er in Band 5 über Dr. Ludwig Finckh, im Band 9 über Prof. Dr. Eugen Fischer.

Eine gemeinsame Veranstaltung des Referats gegen Antisemitismus und der Fachschaft Geschichte.

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