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Universität Freiburg Kollegiengebäude II

Platz der alten Synagoge 1
79098 Freiburg im Breisgau
Deutschland

HS 2006

Ein weithin bekannter Ausspruch besagt: „Kindermund tut Wahres kund“ – ein Umstand der sicherlich schon einigen Eltern zum Verhängnis geworden ist.

Gerade diese Freiheit und Offenheit von Kindern ist es aber auch, die sie als Filmstars so faszinierend macht: Kinderschauspieler*innen wirken oft deutlich unbeschwerter, unkontrollierter – und unkontrollierbarer – als ihre erwachsenen Kolleg*innen, weshalb die Charaktere, die sie darstellen häufig natürlicher und lebendiger wirken.
Vieles steht und fällt dabei allerdings auch mit der Regie, denn es gibt wohl kaum eine schwierigere Aufgabe als einem Kind klar zu machen, wie es eine bestimmte Szene spielen soll. Auf der einen Seite muss ihnen und ihrer Darstellung genug Raum zugestanden werden, um sich entfalten zu können, auf der anderen Seite brauchen sie auch Hilfestellungen und klare Anweisungen. Wenn diese Gradwanderung gelingt, entstehen aber Charaktere, die uns vergessen lassen, dass sie eigentlich der Fiktion entsprungen sind. Genau solche Filme sollen in dieser Reihe gezeigt werden. Filme in denen nicht nur Kinder vorkommen, sondern in denen sie das Herzstück bilden und ihre Probleme und Abenteuer im Mittelpunkt stehen, so dass sie sich voll entfalten können und nicht nur Beiwerk bleiben.
Mit Sean Bakers The Florida Project macht ein Film den Anfang, in dem der Fokus deutlich auf den Problemen liegt, die Abenteuer aber auch nicht zu kurz kommen. Der Film widmet sich den „hidden homeless“ – Menschen, die zwar ein Dach über dem Kopf haben, aber in prekären Verhältnissen leben. Im Fall der sechsjährigen Moonee ist dieses Dach ein Motel unweit von Disney World, in dem sie sich mit ihrer Mutter Halley ein Zimmer teilt. Baker entscheidet sich dafür, diese größtenteils hoffnungslose Welt aus der Perspektive Moonees und ihrer Freunde zu portraitieren. Als Vorbild nennt er die Kurzfilmserie The Little Rascals (siehe Reihenbild), die in den 20er und 30er Jahren produziert wurde und als Maßstab für Kinderschauspielerei gilt. Zusammen mit seiner genialen Hauptdarstellerin Brooklyn Prince lässt er uns hautnah spüren, wie nah beieinander Glück und Unglück im Leben eines Kindes liegen.
Etwas weniger belastend aber auch mit wirtschaftlichen Problemen – wenn auch am etwas wohlhabenderen Ende der Lohnskala – geht es mit Ira Sachs Film Little Men weiter. Sachs portraitiert die Freundschaft zweier Jugendlicher, die vor dem Hintergrund der Gentrifizierung Brooklyns auf die Probe gestellt wird. Dabei stehen seine beiden Hauptdarsteller Theo Taplitz und Michael Barbieri im Mittelpunkt des Geschehens und es wirkt beinahe so, als ob Sachs einfach durch Brooklyn gegangen wäre und für seinen Film zwei Freunde direkt von der Straße gecastet hätte.
In der zweiten Hälfte der Reihe geht es dann mit zwei Filmen weiter, die etwas unbeschwerter daherkommen und den Fokus weg von den Problemen und hin zu den Abenteuern verschieben. In Wes Andersons Moonrise Kingdom folgen wir den jungen Verliebten Suzy und Sam auf ihrer Flucht aus der Welt der Erwachsenen, um gemeinsam Zeit verbringen zu können. Getreu Andersons Stil, geht es dabei bunt und verrückt zu, gleichzeitig schafft er es aber auch, Sam und Suzys Liebe Realität einzuhauchen und den beiden Charakteren einige ruhige, herzerwärmende Momente zu zweit einzuräumen. Zum Abschluss geht es dann in Son of Rambow nicht weniger verrückt zu. Regisseur Garth Jennings lebt mit diesem Film seinen Kindheitstraum vom selbstgedrehten Kinohit aus und lässt seine beiden Protagonisten Will und Lee dabei einige waghalsige Stunts inszenieren.

Filmreihe des aka-Filmclubs
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