Universität Freiburg Kollegiengebäude II

Platz der alten Synagoge 1
79098 Freiburg im Breisgau
Deutschland

Hörsaal 2006

Regie: Ulrich Seidl Buch: Ulrich Seidl, Veronika Franz Kamera: Wolfgang Thaler, Edward Lachman Darsteller: Margarethe Tiesel, Peter Kazungu, Inge Maux Produktion: AT/D/F, 2012 Länge: 120 min. Fassung: 35 mm, Dt. OV

Die Österreicherin Teresa (MT), Single um die 50, sucht in Kenia Erholung vom anstrengenden Alltag. Während sie zuhause nur wenig männliche Aufmerksamkeit erfährt, buhlen am Strand vor der Ferienanlage gut gebaute junge Männer um ihre Gunst. Schritt für Schritt entwickelt sich Teresa zur Sextouristin, die die kenianischen „Beach Boys“ zur Erfüllung ihrer körperlichen Bedürfnisse ausbeutet. Zugleich fällt sie der Selbsttäuschung anheim, es sei auch echte Zuneigung im Spiel, wo es tatsächlich nur ums Geschäft geht. Von den verführenden, makellos komponierten Bildern sollte man sich als Zuschauer auch nicht vorübergehend täuschen lassen (und dabei wie Teresa aufgrund von betörender Optik vergessen, dass die Realität trostlos ist): Hier läuft nicht Die Weiße Massai, stattdessen erwartet das Publikum ein echter Seidl. Entsprechend schonungslos zeigt der Film die Ausbeutung und postkoloniale Überheblichkeit vonseiten der Europäerinnen. Zugleich wird auch die schamlose Betrügerei der „Beach Boys“ dargestellt, bei denen es zum Geschäftsmodell gehört, mit den Emotionen ihrer Kundinnen zu spielen, auch wenn sie unbestreitbar die schwächere Seite des Deals innehaben. Es ist eine besondere Stärke des Films, dass man dabei nie das Mitgefühl mit den Protagonisten verliert, was großteils am ungemein mutigen und nuancierten Spiel von Margarethe Tiesel liegt. Diese verleiht ihrer Teresa neben deren negativen Eigenschaften auch eine berührende Verletzlichkeit und Sehnsucht nach Liebe. Als Zuschauer ist das Mitfühlen allerdings eine zweischneidige Angelegenheit, denn die Leindwandfiguren als schlechte Menschen abzuwerten böte einen emotional deutlich einfacheren Ausweg. So hingegen leidet man mit.

aka filmclub.
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