KoKi

Urachstraße 40
79102 Freiburg im Breisgau
Deutschland

Im Rahmen des freiburger film forum ist der jüngst mit dem Chamisso-Preis ausgezeichnete Autor Sherko Fatah zu Gast. In seinem 2008 erschienenen Roman ‚Das dunkle Schiff‘ erzählt er die Geschichte des Irakers Kerim, von seiner Kindheit und Jugend während des Krieges und seiner Zeit als islamischer ‚Gotteskrieger‘ über die dramatische Flucht nach Europa bis hin zum Aufenthalt in Berlin, wo er zum Opfer jenes Extremismus wird, den er selbst bereits hinter sich gelassen hatte. Wie viele Protagonisten Fatahs ist auch Kerim ein ausgesprochen gemischter Charakter. Er erlaubt Einfühlung, ohne jedoch als Identifikationsfigur zu taugen und der immer auch etwas Undurchsichtiges behält. ‚Das dunkle Schiff‘ ist ein nachdenkliches, von philosophischen Reflexionen durchzogenes Buch, das die eigentlich abenteuerliche Geschichte als Teil einer alltäglichen Welt präsentiert und den Entstehungsbedingungen religiöser Militanz nachspürt, ohne mit einfachen Erklärungen aufzuwarten.“

Sherko Fatah, geboren 1964 in Ost-Berlin, aufgewachsen in beiden Berlins, Wien und zeitweise auch dem Irak, gehört schon seit Jahren zu den profiliertesten Vertretern der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. In einer trotz ihres Realismus eigentümlich poetischen Sprache erzählt er von einem Geschehen abseits der gewohnten Schauplätze. Durch seine verschiedenen Herkunftswelten und dem erlebten Wechsel der Kulturen schafft es Fatah besonders für die „kulturellen Brüche zwischen Ost und West zu sensibilisieren.“ Dabei beschreibt er schmucklos das Zusammentreffen der orientalischen und abendländischen Kulturen so nackt, brutal und jenseits aller romantischen Verklärung. Wenn sich der irakische Schauplatz dabei als ein Grenzgebiet in vielfacher Hinsicht erweist, so fallen die Geduld, Behutsamkeit und poetische Genauigkeit ins Auge, mit der sich Fatah diesem Gebiet annähert. Weit davon entfernt, die Rolle des eingeweihten Informanten zu übernehmen, der uns über die Verhältnisse vor Ort in Kenntnis setzen würde, thematisiert er gerade deren Unzugänglichkeit – ohne doch auf den Versuch, zu verstehen, Verzicht zu tun. Seine Texte sind gekennzeichnet von einem tiefen Respekt gegenüber dem Anderen, Fremden, dem sie sich jenseits einfacher politischer Erklärungen und wohlfeiler moralischer Urteile anzunähern suchen.

Sherko Fatah liest im Rahmen des Festivalschwerpunktes zu globaler Migration und Flucht aus seinem Roman ‚Das dunkle Schiff‘. Die anschließende Diskussion moderiert der Literaturwissenschaftler Hansjörg Bay.

Eintritt 8€ (5€ ermäßigt)

Lesung und Diskussion mit Sherko Fatah
Type of Event