Prof. ín Dr. sc. oec. em. Dr. Uta Meier-Gräwe spricht im Rahmen der Weingarten-Gespräche 2024/25 zum Thema
»Bildung als Privileg - Ist Bildungsgerechtigkeit politisch überhaupt gewollt?«
Sie ist Soziologin und Ökonomin und vertritt die These, dass Bildungsgerechtigkeit zwar seit Jahren als Ziel formuliert, aber politisch nicht priorisiert und deshalb auch nicht entschieden umgesetzt wird. So belegt der aktuelle Freiburger Sozialbericht 2023 ein weiteres Mal, dass im kinderreichsten Stadtteil Weingarten die Bildungschancen der jungen Generation dramatisch schlechter sind als im Freiburger Durchschnitt. Viel zu viele Kinder bleiben unter den Mindeststandards im Lesen, Schreiben und Rechnen und verlassen die Schule zu oft ohne jeden Abschluss. Von den wenigen, die den Übergang ins Gymnasium schaffen, ist nicht bekannt, wie viele das Abitur überhaupt erreichen und welche Schul- bzw. Ausbildungswege die anderen einschlagen.
In Zeiten des Fachkräftemangels, der sich bis 2036 bundesweit auf 7,5 Millionen erhöhen wird (Institut der Deutschen Wirtschaft 2024), ist das eine denkbar schlechte Nachricht. Auch für die ortsansässige Wirtschaft in Freiburg: für Industrie, Handwerk und verschiedenste Dienstleister.
Deshalb braucht es kluge Allianzen, um die Bildungschancen aller Kinder - unabhängig von ihrer sozialen und ethnischen Herkunft - zeitnah und kontinuierlich zu fördern. Wie das gelingen kann, dafür gibt es umfassende Erkenntnisse und Modelle, die allerdings vor Ort zeitnah umgesetzt werden müssen. Sonst bleiben die Potentiale der jungen Generation als der wichtigsten Ressource zur Überwindung des Fachkräftemangels und damit der Wohlstandssicherung ungenutzt - zum Nachteil der Stadtgesellschaft, aber eben auch der Wirtschaftsbetriebe in Freiburg.