Content Note: Schilderung von Gewalt
Mahdi ben Nacer kam 2017 nach Deutschland, mit dem Traum für sich und seine Familie ein besseres Leben aufzubauen. Er überlebte die Überquerung des Mittelmeers, stieß hier jedoch auf Ablehnung und Rassismus. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zerbrach an der Realität, bis ihm schließlich das wertvollste genommen wurde: sein Leben.
Am 23.12.2023 wurde Mahdi ben Nacer in Rickenbach (Landkreis Waldshut) getötet. Monatelang galt er als vermisst, bis im April 2024 Teile seiner Leiche im Rhein geborgen wurden. Damit kamen die grausamen Umstände seiner Tötung an die Öffentlichkeit. Ein 58-jähriger Mann bekannte sich zu der Tat und während der Gerichtsverhandlung wurden Hinweise auf seine rechte, rassistische und antisemitische Gesinnung bekannt. Der Angeklagte erhielt aufgrund seiner Kooperation mit der Justiz Strafmilderung und wurde wegen Totschlags zu 6 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt – dabei liegt das Strafmaß für Totschlag bei 5 – 15 Jahren, in besonders schweren Fällen ist lebenslange Freiheitsstrafe möglich. Während die Angehörigen von Mahdi Gerechtigkeit und eine umfassende Aufklärung fordern, hatte das Gericht die mediale Berichterstattung im Fokus seiner Kritik und demütigte das Opfer durch diffamierende Aussagen. Erst als Mahdis Schwester sich als Nebenklägerin dem Verfahren anschließen konnte, hatte Mahdis persönliche Geschichte Raum.
Mit dem Gerichtsurteil ist Mahdi ben Nacer keine Gerechtigkeit widerfahren. Die Angehörigen sind fassungslos darüber, dass ihr Sohn und Bruder in Deutschland getötet und mit seiner Leiche so würdelos umgegangen worden ist. Vor Gericht machten sie die schmerzliche Erfahrung, dass das Opfer einseitig auf seine Verfehlungen reduziert und unvollständig dargestellt wurde.
Während dem Gerichtsverfahren erlebten seinen Angehörigen keinen Respekt und kein Mitgefühl. Zu wenig wurde über Mahdi ben Nacer als Mensch mit Träumen und Hoffnungen gesprochen. Zu wenig Aufmerksamkeit bekam Mahdi ben Nacer als Opfer von Rassismus und struktureller Diskriminierung.
Wir möchten heute zusammen Mahdi ben Nacer Gedenken und damit seiner Familie eine Botschaft der Solidarität senden.
Die Mahnwache beginnt um 18 Uhr am Platz der alten Synagoge, Freiburg
