Claude Lanzmanns „Shoah“ ist ein umfangreiches Dokumentarfilmprojekt über den Holocaust. Der über neunstündige Film verzichtet vollständig auf Archivmaterial und basiert stattdessen auf Interviews mit Überlebenden, Tätern und Zeugen. Lanzmann führt die Zuschauer durch die Orte ehemaliger Vernichtungslager, die inzwischen von der Natur überwuchert sind. Die Kamera verweilt oft lange auf den Gesichtern der Sprechenden und fängt ihre Emotionen und Reaktionen ein. Auch Momente des Schweigens werden eingefangen, wodurch die Stille oft mehr Bedeutung erhält als Worte. Er dokumentiert die Geschehnisse des Holocaust, ohne in Sensationalismus zu verfallen. Gleichzeitig ist er ein Mahnmal und eine Aufforderung, sich zu erinnern. Die eindringliche Erzählweise und die sorgfältige Auswahl der Interviewpartner machen den Film zu einem unverzichtbaren Werk der filmischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Shoah vermittelt die Erkenntnis, dass die Vergangenheit weiterhin präsent ist und das Erinnern eine wichtige Aufgabe bleibt, um die Lehren aus der Geschichte nicht zu vergessen.
Jan Luca Lorey
Gezeigt im Rahmen der Filmreihe: Nie wieder
Bild: © Absolut Medien