FSK: 18
Breillats radikalstes und provokantestes Werk stellt sich von vornherein als Versuchsaufbau aus, der sich mit den tiefen Verwurzelungen gesellschaftlicher Misogynie beschäftigen will. Ein einsames Haus an einer anonymen Steilküste bietet den Rahmen für sexualpolitisches Ringen um Macht, das sich zwischen einer namenlosen Frau und einem homosexuellen, ebenfalls nicht näher bezeichneten Mann abzuspielen beginnt, der die Frau vorher von einem Suizidversuch abbringen konnte. Daraufhin macht sie ihm ein Angebot: Für 4 Nächte wird sie ihn dafür bezahlen, dass er sie anschaut, ohne mit ihr in direkten Kontakt zu treten.
Anatomy of Hell ist wohl das abgründigste Werk einer bereits abgründigen Filmographie, die sich Fragen nach den abstraktesten menschlichen Begehrens-und Gefühlsstrukturen stellt. Vor allem scheint es dem Film daran gelegen zu sein, die Dominanzverhältnisse zwischen der Person, die das Subjekt des Blickes ist und der Person, die das Objekt des Blickes darstellt, auszuloten.
JE Thomberg
Gezeigt im Rahmen der Filmreihe: Catherine Breillat
Bild: © Flach Film