Julian Roman Pölslers "Die Wand" ist eine fesselnde Adaption von Marlen Haushofers gleichnamigem Roman. Der Film entführt das Publikum in eine Welt der Isolation und Selbstfindung, in der die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen. Martina Gedeck verkörpert eindrucksvoll eine namenlose Frau, die sich plötzlich durch eine unsichtbare Wand von der Außenwelt abgeschnitten findet. In der majestätischen Einsamkeit der österreichischen Alpen muss sie lernen, mit dieser unbegreiflichen Situation umzugehen und zu überleben. Pölsler nutzt die atemberaubende Naturkulisse als stummen Hauptdarsteller. Die Kamera von Jörg Widmer fängt die Schönheit und Unerbittlichkeit der Berglandschaft in allen Jahreszeiten ein, wodurch die emotionale Reise der Protagonistin visuell unterstrichen wird. Die Protagonistin durchlebt einen Prozess der Entfremdung von ihrer früheren Existenz und findet gleichzeitig zu einer neuen Form der Verbundenheit mit ihrer Umgebung.
Der Film lädt das Publikum ein, über die eigenen "Wände" im Leben nachzudenken. Für Liebhaber: innen des philosophischen Kinos bietet "Die Wand" ein eindringliches und nachdenklich stimmendes Filmerlebnis. Er steht als beeindruckendes Beispiel dafür, wie literarische Werke sensibel und kreativ für die Leinwand adaptiert werden können.
Jan Luca Lorey
Gezeigt im Rahmen der Filmreihe: Verfilmte Autorinnen
Bild: © MusicBox Films