Werner Schroeters "Malina" ist eine hypnotische Visualisierung von Ingeborg Bachmanns gleichnamigem Roman. Der 1991 erschienene Film, mit einem Drehbuch von Elfriede Jelinek, entführt das Publikum in die labyrinthische Gedankenwelt einer Wiener Schriftstellerin. In der Hauptrolle brilliert Isabelle Huppert als namenlose Ich-Erzählerin, deren Leben von zwei gegensätzlichen Männern bestimmt wird: dem lebenshungrigen Ivan (Can Togay) und dem enigmatischen Malina (Mathieu Carrière). Schroeter inszeniert diese Dreiecksbeziehung als surreales Psychogramm, in dem Realität und Fantasie, Gegenwart und Vergangenheit ineinander verschwimmen.
"Malina" ist weniger eine lineare Erzählung als vielmehr eine Collage aus Erinnerungen, Ängsten und Sehnsüchten.Die Protagonistin ringt mit traumatischen Kindheitserinnerungen, verkörpert durch albtraumhafte Sequenzen mit ihrem Vater, gespielt von einem bedrohlichen Fritz Schediwy. Schroeters Adaption bewahrt die poetische Intensität von Bachmanns Prosa, indem er auf konventionelle Erzählstrukturen verzichtet "Malina" ist eine filmische Meditation über Identität, Kreativität und die zerstörerische Kraft der Liebe, die lange nach dem Abspann nachwirkt.
Jan Luca Lorey
Gezeigt im Rahmen der Filmreihe: Verfilmte Autorinnen
Bild: © Kuchenreuther