Zwei junge Frauen haben es satt, brav den bürgerlichen Konventionen Folge zu leisten. Mit einer Mischung aus kinderlicher Verspieltheit und überbordender Kreativität beginnen sie sich ihre eigene surreale Traumwelt zu errichten. Beispielsweise ergehen sie sich in exzessivem Konsum, führen Establishment-Männer in Slapstick-Sequenzen hinters Licht und überschreiten dabei die Grenzen dessen, was realistisch möglich erscheint. Je mehr die beiden eskalieren, desto mehr tut es auch die Ästhetik des Films, die sich zu collagehaften Montagen steigert und stetig an subversiver Geschwindigkeit zunimmt.
Tausendschönchen gilt als eines der wichtigsten und bekanntesten Werke aus der Tschechischen Neuen Welle der 60er und 70er Jahre. Gleichzeitig ist der Film als Meilenstein des feministischen Kinos anzusehen, der den gesellschaftlichen Konservatismus durch eine neuartige Ästhetik infrage stellen möchte. Durch von der bildenden Kunst inspirierten Montagetechniken und einer spielerischen Kameraführung gelingt es Regisseurin Chytilova, uns an der Wahrnehmungswelt der beiden Hauptfiguren teilhaben zu lassen. Dabei sollen wir ebenso wie die beiden jungen Frauen Lust an der Subversion empfinden und diese mit aus dem Kinosaal in die Außenwelt tragen.
JE Thomberg
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