Die geopolitische Auseinandersetzung zwischen einem Block um die USA und einem um die Volksrepublik China könnte an der Taiwan-Frage eskalieren, auch kriegerisch. Eine solche Eskalation beträfe uns alle. Manche hiesige Linke unterstützen den kapitalistischen „Westen“, der Taiwan verteidigen will. Andere stellen sich gar hinter die Position der Kommunistischen Partei Chinas, die Taiwan für die Volksrepublik beansprucht. Wer eine Alternative sucht, sollte sich nicht nur Taiwans Rolle im Weltsystem, sondern auch die Veränderung der Klassenverhältnisse in Taiwan genauer anschauen.
Ralf Ruckus wird im Vortrag auf vier Punkte eingehen: die Entwicklung von Kolonialismus und Kapitalismus in Taiwan, das dortige rassistische „Gastarbeiter“-Regime, die aktuelle Bedeutung Taiwans für den globalen Kapitalismus und die Frage, wie eine linke Kritik an den kapitalistischen Verhältnissen in Taiwan verbunden werden kann mit der Kritik sowohl am „westlichen“ als auch am chinesischen Imperialismus.
Ralf Ruckus nimmt seit 2022 an einer Untersuchung der Situation und Kämpfe indonesischer Wanderarbeiter:innen in Taiwan teil und hielt sich längere Zeit in China und in Taiwan auf. Zuletzt erschienen von ihm die Bücher "Der kommunistische Weg in den Kapitalismus. Wie soziale Unruhen und deren Eindämmung die Entwicklung Chinas seit 1949 vorantreiben" (Dietz Berlin, 2024) und "Die Linke in China. Eine Einführung" (Mandelbaum, 2023).