„Andere Leutekommen nach Hauseund setzen sich vor den Fernseher.Wir machen Suppenküche, wir machen stadtpolitischen Kampf, wir machen Repaircafé, wir veranstalten Konzerte. Sowas halt.“ Der Wagenplatz KØPI; das queerfeministische Hausprojekt Liebig 34; die Jugendzentren Potseund Drugstore; das schwule Wohprojekt Tuntenhaus – das sind nur einpaar Beispiele für autonome und selbstverwaltete Projekte in Berlin, die entweder bereits geräumt oder von Räumung bedroht sind. Die Doku begleitet junge und nicht mehr ganz junge Aktivisti* bei ihrem alltäglichen Kampf für soziale Freiräume und bezahlbaren Wohnraum. Gerade in der Gegenüberstellung der Generationen wird klar: „Früher waren Krawalle; da war mehr Gegenwehr. Wir sind zu wenige. Auf der einen Seite wollen wir stark und mächtig wirken, aber auf der anderen Seite müssen wir uns einfach eingestehen, daß wir einfach wahnsinnig kaputt und ausgelaugt sind und daß wir immer weniger Orte haben an die wir uns zurückziehen, heilen und organisieren können und vielleicht auch trauern, über das was wir verloren haben. Man will nicht zahnlos wirken, aber Utopiekadaver trifft‘s schon ganz gut.“
Berlin Utopiekadaver ist der wohl „authentischste Film der linksradikalen Szene in Berlin“ und ein erfolgreicher Versuch,das verzerrte Bild der „Krawallmacher“, „Steineschmeißer“ und „Linksradikalen“ – das selbst unter den verhältnismäßig liberalen Filmfestivalbesucher*innen weit verbreitet ist – in der Öffentlichkeit geradezurücken. Der Berliner Filmemacher Johannes Blume und sein Kameramann hatten das einzigartige Privileg, im Inneren autonomer Räume mit ihren Akteur*innen und Bewohner*innen filmen zu dürfen. Zwei Aktive sagten beim Publikumsgespräch nach der Uraufführung im Januar 2024 über ihre schlechten Erfahrungen mit der Presse: "Sie kann nie das zeigen, was wir eigentlich sind. Wirhaben ganz oft Leute in unsere Räume gelassen und dann Berichterstattung erlebt, die nicht das zeigen, wie wir sind und wie wir arbeiten,s ondern das, was Politik und Öffentlichkeit von uns sehen will. Natürlich ist ein Ort kaputt und dreckig wenn da eine Hundertschaft Polizisten mit Flex und Kettensägen reingelaufen ist!"
Berlin Utopiekadaver gewann im Januar 2024 den Max Ophüls Preis für die beste Musik in einem Dokumentarfilm. „Musik [.. ist] in diesem Film […] Ausdruck des Protests, der Wut, der Trauer und transportiert die Inhalte des Films. Mit einer überzeugenden Verwebung von originaler Musik und Filmscore erzählt der Film vom fast verlorenen Kampf für Freiräume jenseits der Konvention und jenseits kapitalistischer Zwänge“, so die Begründung der Jury. Um es mit den Worten eines Protonisten zu sagen: „Ich hoffe, daß ne neue Generation nachwächst um diesem Scheißkapitalismus mehr entgegenschmettert!“ Der Kampf geht also weiter.
Inhaltswarnung: Polizeigewalt
Alle Filme im Programm des aka-Filmclub werden in Originalversion mit deutschen Untertiteln gezeigt (Ausnahmen gekennzeichnet). Einlass ab 19.30 Uhr, Eintritt 1,50€ mit Mitgliedsausweis (beides ausschließlich an der Abendkasse erhältlich).
Mehr Informationen unter www.aka-filmclub.de
All movies are shown in original language with German subtitles. Doors open 19.30 pm, entrance fee 1,50€ with membership card.