Am Sonntag treffen wir uns wieder im feministischen Zentrum (Faulerstraße 20) mit gemeinsamen Frühstück.
Gründe gegen des Patriarchat zu kämpfen gibt es auch heut noch mehr als genug. Deshalb haben wir uns auch in Freiburg zum Frauenkollektiv zusammengeschlosen:
Wir sind das Frauenkollektiv, eine Gruppe von Frauen unterschiedlichen Alters, das es in mehreren
Städten Deutschlands gibt. Wir haben verschiedene Erfahrungen in unserem Leben gemacht und
sind in unterschiedlichen Lebenssituationen – und dennoch verbindet uns etwas: Wir sind Frauen
der Arbeiter:innenklasse und kämpfen gegen Patriarchat und Kapitalismus.
Dies bringt offensichtliche und weniger offensichtliche Besonderheiten mit sich. Uns allen wurden
bestimmte Verhaltensweisen, Rollenbilder und Erwartungen vermittelt, die definieren, wie wir uns
selbst als Frauen sehen (sollen) und wie wir von anderen wahrgenommen werden. Dabei ist „Frau
sein“ für uns nicht eine von zwei binären Optionen, das binäre Geschlechtersystem ist
wissenschaftlich überholt.
Um dieses System zu überwinden, indem Millionen Menschen auf Grund ihres Geschlechts und
ihrer Klassenzugehörigkeit ausgebeutet und unterdrückt werden, organisieren wir uns im
Frauenkollektiv, schaffen einen Raum, in dem wir Frauensolidarität zur konkreten Praxis werden
lassen und kämpfen für eine klassenlose Gesellschaft, in der die Unterdrückung des Menschen
durch den Menschen beseitigt ist.
Dabei machen wir Unterdrückungsverhältnisse und ihre Profiteur:innen sichtbar und unterstützen
gleichzeitig Betroffene von vielfacher Ausbeutung und Unterdrückung. Denn als Frauen sind wir
alles andere als frei und gleichberechtigt. Tagtäglich erleben wir in dieser kapitalistisch-
patriarchalen Gesellschaft, wie konservative Rollenbilder fortwährend zum Tragen kommen. Wir
wehren uns seit Jahrhunderten dagegen, als das „schwächere Geschlecht“ bezeichnet zu werden.
Wir wehren uns wenn über uns gewitzelt wird, wir weniger verdienen, wir weniger zu sagen haben
oder von uns Gesagtes permanent in Frage gestellt wird. Wir schließen uns zusammen, wenn uns
Gewalt in verschiedensten Facetten im Alltag begegnet und angetan wird.
Wir Frauen sind einer mehrfachen Ausbeutung und Unterdrückung ausgesetzt. Von uns wird
erwartet, dass wir ohne Widerworte die reproduktive Arbeit leisten, uns um Haushalt,
Kindererziehung und Pflege von Angehörigen kümmern, und dabei immer dem Bild der perfekten
Partnerin, Mutter und Karrierefrau entsprechen. Wir sollen unsere Körper vermarktbar machen,
unsere Arbeitskraft verkaufen und dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen. Das gilt
beispielsweise für die Arbeitswelt oder die Darstellung von Sexualität, schlägt sich aber in allen
Bereichen der Gesellschaft nieder.
Unsere Bedürfnisse sollen wir dabei aus dem Blick verlieren. Es gibt unzählige Beispiele, die im
Gesamten betrachtet die systematische Unterdrückung der Frau verdeutlichen. Dieses System nennt
sich Patriarchat. Unter dem Patriarchat verstehen wir die seit Jahrtausenden bestehende
Unterdrückung aufgrund des Geschlechts, die sich in einer männlich dominierten Gesellschaft und
der besonderen Ausbeutung von Frauen ausdrückt.
Der Kapitalismus hat sich dieses Unterdrückungsverhältnis zu Nutzen gemacht, indem Frauen in
die unbezahlte private Reproduktionsarbeit gedrängt und ökonomisch als Arbeiterinnen verstärkt
ausgebeutet werden. Letzteres äußert sich z.B. in den geringeren Löhnen bei gleicher Arbeit oder
den prekären Beschäftigungsverhältnissen. Außerdem nutzt der Kapitalismus das Patriarchat als
Spaltungsinstrument zwischen den Arbeiter:innen und festigt somit sein Bestehen.
Dementsprechend gehen Kapitalismus und Patriarchat Hand in Hand. Unser Kampf muss daher
nicht nur gegen das Patriarchat, sondern immer auch gegen den Kapitalismus sein. Uns ist bewusst,
dass an alle Geschlechter Rollenbilder und Erwartungen gestellt werden. Männern wird dabei eine
besondere Rolle zu Teil: Heute profitiert jeder Mann durch das Patriarchat, ob er sich dessen
bewusst ist oder nicht.In schwesterlicher Solidarität treten wir ein für ein System, in dem wir nicht nur formal
gleichgestellt sind, sondern in der diese Gleichberechtigung im Leben aller ankommt! Wir kämpfen
für eine gesellschaftliche Zukunft die nicht nach dem Profit großer Konzerne und im Interesse
weniger organisiert ist, sondern nach unseren Interessen und Bedürfnissen. Diese Gesellschaft ist
der Sozialismus.
Gegen Patriarchat und Unterdrückung – Für Selbstbestimmung und Selbstverantwortung! Wir
organisieren uns gemeinsam als Frauen, bringen politische Aktionen hervor, stellen uns gegen
dieses System und treten aus der Stille heraus. Wir stärken uns, indem wir Frauensolidarität leben
und spüren. Wir wollen voneinander lernen und uns über unsere Rolle im Kampf gegen Patriarchat
und Kapitalismus bewusst werden. Wir wollen uns austauschen, bilden und mit unseren
Forderungen in die Öffentlichkeit treten.
Wir stehen zusammen und sind uns einig: Keine Frau ist allein mit dem was sie erlebt!
Ein Angriff auf Eine von uns ist ein Angriff auf Alle von uns!