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In welchen Formen kann sich Protest artikulieren? Können Performance, Tanz und Theater als Mittel der politischen Teilhabe produktiv gemacht werden und so als affektive, kritische und politische Praxis verstanden werden? Der Vortrag von Theaterwissenschaftler Hawre Zangana erforscht diese Fragen ausgehend von der kurdischen, karnevalesken Performance Mîrmîran, die früher während des kurdischen Neujahrs- und Frühlingsfestes Newroz aufgeführt wurde und auch einen der Ausgangspunkte für Jala Wahids Einzelausstellung Mock Kings (01.04.–14.05.2023) darstellt.

Im Zentrum des Vortrags steht der Moment, in dem theatrale Aufführung und politische Aktion miteinander verschmelzen und nicht mehr klar voneinander abzugrenzen sind. Welche Strategien und Methoden wurden/werden im kurdischen Theater angewendet und welche Formen konnten/können tatsächlich Kritik an autoritären Regimen ausüben, in alltägliche und routinierte Abläufe eingreifen und den politischen Status Quo umkehren und parodieren? Neben Mîrmîran, einer Performance, die im Jahr 1922 durch die britische Besatzungsmacht in Kurdistan verboten wurde, sollen außerdem das Theater während der Diktatur Saddam Husseins sowie die aktuellen gesellschaftspolitischen Bedingungen der Konzeption und Durchführung von Theater in Kurdistan, die sich grundlegend von jenen in Europa unterscheiden, Erwähnung finden. Dabei soll auch die Rolle des Theaters als Praxis des Erhalts bzw. der Findung kurdischer Identität und als Ort kollektiver Trauer und Freude sowie die unterschiedlichen Formen in unterschiedlichen Teilen Kurdistans diskutiert werden.

Dr. phil. Hawre Zangana lebt und arbeitet in Kurdistan und Deutschland und ist als Schriftsteller, Theaterwissenschaftler und -regisseur sowie Traumatherapeut tätig. 2002 publizierte er das Buch Theater als Form des Widerstands in Kurdistan. 2017 promovierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit seiner Arbeit Theater als therapeutische Erinnerungsarbeit. Zangana arbeitete als Kulturübersetzer bei der Stadt München, initiierte, organisierte und führte Regie bei Theaterprojekten mit Jugendlichen und Erwachsenen, davon zahlreiche in den Bereichen Interkultur und Integration, wie z.B. Die Geschichte einer Rahmentrommel (2001), Amanat (2007) und Lieder der anderen Mütter (2008).

Eintritt frei.

In Kooperation mit der Heinrich Böll Stifung Baden-Württemberg. 

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