In der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich aus dem Konsum psychedelischer Drogen eine eigene Gegen-Tradition der Kritik der Vernunft. Heute, wo psychedelische Drogen durch gesellschaftliche und subjektorientierte Formen der Gesetzgebung, der Kommerzialisierung und der wissenschaftlichen Forschung zunehmend an Ankerkennung gewinnen, stellt sich die Frage, wie man auf ihren subversiven und verstörenden Potentialen beharren kann, die Künstler*innen angeregt haben mit halluzinogenen Methoden und Erfahrungen zu arbeiten.

Vielleicht bietet die Materialität des Trips eine Genealogie für eine psychedelische Kritik. Der schwedische Künstler Sture Johannesson (1935–2018) sprach der Substanz eine Handlungsmacht zu und sagte in den späten 1960er Jahren: „Die Droge war ein Arbeitsmaterial, die ihre eigene Umgebung, ihre eigene Kultur geschaffen hat.“ So verstanden wäre die Droge dann – in Vorahnung gegenwärtiger Theorien, die sich mit nicht-menschlichen Kräften auseinandersetzen – ein Aktant, ein Streithelfer, ein Katalysator für eine gegenkulturelle Art der Wahrnehmung, die man im Sinne von Jane Bennett als „eine verfeinerte, geduldige, sinnliche Aufmerksamkeit für nicht-menschliche Kräfte, die außerhalb und innerhalb des menschlichen Körpers aktiv sind“ verstehen könnte (Jane Bennett, Vibrant Matter, 2010).

Über die Arbeit von zeitgenössischen und spätmodernen Künstler*innen und Autor*innen werde ich in meinem Vortrag Psychedelik in Hinblick auf verschiedene Auffassungen von Materialismus und Materialsierung überprüfen und laut über die Politik dieser Möglichkeit nachdenken.

Der Kunsthistoriker und Autor Lars Bang Larsen hat in seinen umfangreichen Forschungsarbeiten und kuratorischen Tätigkeiten die Grenzen des westlichen Schemas des Sozialen und Ästhetischen untersucht und dabei Kunst mit größeren ideengeschichtlichen Entwicklungen verbunden. Er ist Kunst nachgegangen, die im Zusammenhang von Gegenkulturen wie Spiritismus, Psychedelik und Aktivismus entstanden ist und unterschiedliche, neu aufkommende Formen der Erfahrung und des (Un-)Wissens geschaffen hat. Bang Larsen ist Direktor für Kunst und Forschung am Art Hub in Kopenhagen.

Der Vortrag findet auf English statt.


Eintritt frei!

Der Vortrag findet im Rahmen von Und dann waberte uns der Boden entgegen statt. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Kunstverein Langenhagen und entwickelte sich aus einem regelmäßigen Austausch zwischen beteiligten Künstler*innen und Mitarbeiter*innen der zwei Kunstvereine. Der Freiburger Fassung gingen die Ausstellung
Wir stolperten den Hügel hinab und begegneten einer Form (01.09.–14.11.2021) im Kunstverein Langenhagen und das Symposium the way in is the way out (03.07.2022) in Hannover voraus.

In weiterhin vermischten Rollen und wechselndem Maße mit Heinrich Dietz, Michael Dobrindt, prep gúrrugu, Krõõt Juurak, Henri Michaux, Sybil Montet, Alessandro Pignocchi, Theresa Rößler, survival sissi, Sebastian Stein, Lily Wittenburg und Anderem.

 

In Kooperation mit dem Kunstverein Langenhagen