Johnny Butterfly wirft für Euch sein Herz in den Ring. Mit einer Armee von Schmetterlingen im Bauch taumelt und träumt er sich durch Raum und Zeit. Oder auch nur durch die unerfüllte Sehnsucht einer Nacht aus Metaphern und Metamorphosen. Hm...gibt es nichts Wichtigeres im Leben? "Das ist ja gerade der Haken an der Sache", sinniert Johnny Butterfly und geht in Deckung.

Nic* Reitzenstein führt als Johnny Butterfly durch den Abend als illustre Herrendarstellerin. Das Genre der Herrendarstellerinnen hatte im Viktorianischen England im ausgehenden 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt mit den Ballroom Stars Hetty King, Hy Hazel oder Queenie Leighton. Diese frühen Crossdresserinnen aus den Zwischenbereichen der Pantomime-Kunst, Burleske-Shows und dem frühen Genre der „Comic Actors“ haben einen speziellen Stil der Unterhaltung entwickelt. Die bedienen einerseits die frivole Konsumhaltung des Publikums und agieren andererseits subversiv politisch. Die Vormachtstellungen der männlichen Genderrollen wurde lustvoll aufgebrochen oder persifliert. Die Texte der Lieder handelten von der schnellen Liebe der Matrosen, es gab Soldatenlieder aus dem ersten Weltkrieg und sozialkritische Lieder über die Nöte der Arbeiterklasse, gesungen aus der Perspektive eines „Working Class Child“. Natürlich war der Dandy in der Rolle des „Male Impersonators“ ein beliebter Typ, es gab den untreuen "Bad Boy" und den "Principal Boy", der im klassischen Theater dieser Epoche regelmäßig von jungen Frauen gespielt wurde, ebenso wie Peter Pan, der Junge, der nie erwachsen wird.

Dafür legen sich die Jazzer Burkhard Finckh und Beni Reimann mit der ganzen Palette ihres musikalischen Könnens ins Zeug: Klavier über Trompete und Gitarre bis hin zum Schlagzeug. Mit einem wertschätzenden Blick aus dem Heute schmeißt sich das Trio in die kreativen Verwandlungskünste geschlechtlicher Achterbahnfahrten.

 Was interessiert uns im heutigen Diskurs um Identitäten an diesem vergessenen Genre? Als genderfluides Subjekt spaziert Johnny Butterfly mal im Anzug, mal im Abendkleid, mal in Boxershorts durch seine versponnene Welt. Mal ganz oben, mal ganz unten, rappend, singend, Geschichten erzählend, in denen sich die Protagonist_in immer wieder verliert in gesellschaftlichen Normen und Zuschreibungen.

EIN HERRENDARSTELLERINNENABEND // THEATERBAR
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